Münster: Jugendgewalt:Mann fast zu Tode geprügelt

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Sie schubsten ihn, traten ihm ins Gesicht, raubten ihn aus und ließen den 30-Jährigen liegen. Nun hat in Münster der Prozess gegen drei Jugendliche begonnen. Ein erst 16-jähriger Angeklagter brach in Tränen aus.

Tränen und tiefe Narben nach einem sinnlosen Gewaltausbruch: Vor dem Landgericht Münster hat der Prozess gegen drei Jugendliche begonnen, die im November einen damals 30-Jährigen nach einer nächtlichen Busfahrt fast zu Tode geprügelt haben. Den drei jungen Männern werden versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und Raub vorgeworfen.

Ein Justizbeamter im Sitzungssaal des Landgerichts in Münster. Drei Jugendliche müssen sich hier verantworten, weil sie einen Mann fast zu Tode geprügelt haben sollen. (Foto: dpa)

Das Opfer hatte sich auf der Fahrt vom Hauptbahnhof in Münster nach Hause zwischen die Jugendlichen gesetzt. Es kam zum Streit. Er habe sich wohl auf dessen Hand gesetzt, gab einer der drei Angeklagten vor Gericht zu Protokoll. Daraufhin habe der Mann gesagt: "Mach dich nicht so breit, Pisser." Noch im Bus reifte der Plan, den Fremden "abzuziehen".

Als der Mann ausstieg, folgten ihm die Jugendlichen in ein kleines Gewerbegebiet, schubsten ihn, traten ihm ins Gesicht. Laut Anklage erlitt der 30-Jährige bei der Attacke lebensbedrohliche Kopfverletzungen.

Die mutmaßlichen Täter ließen den Bewusstlosen blutend auf einer einsamen Parkplatzzufahrt zurück, nachdem sie ihm vorher noch Handy und Portemonnaie geklaut hatten. An einer Tankstelle kauften sie mit dem Geld Bier und Zigaretten. Wenige Minuten nach der Tat wurde der Schwerverletzte von Passanten gefunden. Tagelang lag der Mann im Koma.

"Ich konnte mich nicht kontrollieren"

Zum Auftakt der Verhandlung gaben alle drei zu, an der Tat beteiligt oder zumindest dabei gewesen zu sein. Der Älteste der Angeklagten in Münster, ein 19-Jähriger, erhob schwere Vorwürfe gegen einen seiner Kumpels: der 17-Jährige sei ein "Schlägertyp" und die treibende Kraft hinter dem Gewaltausbruch gewesen. Er hatte dem Fremden nach eigenen Angaben noch gegen den Kopf getreten, als dieser schon bewusstlos am Boden lag. "Ich konnte mich nicht kontrollieren", sagte der 17-Jährige vor Gericht.

Der Jüngste, da waren sich die Beschuldigten einig, habe weder auf den damals 30-Jährigen eingeschlagen noch ihn getreten. Unter Tränen brach der 16-Jährige seine Aussage ab. "Ich bin mir sicher, dass so etwas nie wieder vorkommt", erklärte er.

Das sagte er auch dem Opfer, das zum Ende des Prozesstages im Zeugenstuhl Platz nahm, mit gesenktem Haupt und einer Narbe am Kopf, die von seiner Platzwunde herrührt. Der Mann aus Münster kann sich an nichts mehr erinnern. "Ich möchte einfach meine Ruhe haben", sagte er.

Sieben Prozesstermine sind angesetzt. In jüngster Zeit haben immer wieder Prügelattacken junger Männer für Entsetzen gesorgt - zuletzt in Berlin.

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