Stilkritik: Mr. Bean:Der Tollpatsch lässt es krachen

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Mr. Bean ist lustig, aber es gehört zu seinem Wesen, dass ihm die Antennen fehlen, wann seine Mitmenschen von ihm genervt sind. (Foto: imago images/Zuma Wire)

Rowan Atkinson verschreckt mit einem Feuerwerk Menschen und Tiere in seiner Umgebung, die Empörung ist groß. Völlig zu Unrecht natürlich.

Von Michael Neudecker, London

Es ist nicht so einfach, über den Stil eines Mannes zu schreiben, der mehrere Männer ist. Der geschäftstüchtige Multimillionär Rowan Atkinson, CBE, also Träger eines wichtigen britischen Ordens, gibt gerne vor, der tollpatschige Geringverdiener Mr. Bean zu sein, aber vielleicht ist es auch andersrum. Es ist das Schicksal guter Schauspieler, dass ihnen niemand abnimmt, dass sie in Wahrheit anders sind als das, was man im Fernsehen oder auf der Bühne sieht. Mr. Bean ist lustig, aber es gehört zu seinem Wesen, dass ihm die Antennen fehlen, wann seine Mitmenschen von ihm genervt sind oder sogar Angst vor ihm haben, zum Beispiel, wenn er seinen Mini Cooper auf dem Dach sitzend mit einem Wischmopp steuert.

Über Mr. Atkinsons Antennen gibt es verschiedene Meinungen, wenngleich er noch nie auf dem Dach seines Autos sitzend gesehen wurde (wobei es an Autos nicht mangeln würde: Die Autosammlung von Mr. Atkinson umfasst mehrere flotte Schlitten von McLaren, Bentley oder anderen und hat einen Wert im zweistelligen Millionenbereich). Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet muss man es vollkommen okay finden, wenn der doch schon 67-jährige Mr. Bean-Atkinson beschließt, den 40. Geburtstag seiner Freundin, die auch noch Louise Ford heißt, angemessen zu feiern. Und zwar mit einem Feuerwerk, einem ordentlichen.

Rowan Atkinson lebt eigentlich in einer 110-Millionen-Pfund-Villa in Oxford, in der man bestimmt prima feiern kann; zu diesem besonderen Anlass aber gönnte sich das Paar einen Aufenthalt im Lucknam Park Hotel in Chippenham, einem verschlafenen Dorf in den Cotswolds. Gegen 22 Uhr habe das Feuerwerk begonnen. Sofort seien, wie die Times schreibt, erschrockene Haustiere in der Umgebung geflohen, während "einige der noch mehr erschrockenen Zweibeiner dachten, die örtliche Militärbasis werde angegriffen". Ein Anwohner forderte, wie am Montag bekannt wurde, gar vom Hotel eine Untersuchung des Vorfalls, er habe gedacht, man werde jetzt von Russland attackiert. Mehrere Hunde und andere Tiere seien traumatisiert, die Menschen natürlich auch. Manche Hunde seien davongelaufen und erst am Sonntag zurückgekehrt. "An Silvester erwartet man ein Feuerwerk", ließ sich ein empörter Anwohner zitieren, "aber doch nicht an einem Samstagabend im Mai, wenn man im Fernsehen ,Top Gun' anschaut."

"Top Gun". Da liegt also der Fehler. "Top Gun" ist Realsatire, verkleidet als ernster Actionfilm. Aber wenn Mr. Bean, verkleidet als Rowan Atkinson, es krachen lässt, dann weiß man doch, dass es gut ausgeht.

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