Es war eine skurrile Show, die der italienische Landwirtschaftsminister Paolo De Castro am Mittwoch veranstaltete. Er verspeiste vor einer Gruppe Journalisten demonstrativ einige Scheiben Büffel-Mozzarella. "Es gibt kein Gesundheitsproblem", behauptete er. Mozzarella mit einem leicht über dem Grenzwert liegenden Dioxin-Gehalt sei erst schädlich, wenn ein Mensch sieben Kilo davon esse, betonte De Castro. Die Situation in Italien sei unter Kontrolle. Am Freitagmorgen jedoch teilte Außenminister Massimo D'Alema mit, verdächtige Produkte würden vom Markt genommen. De Castro musste die Sinnlosigkeit seiner Aktion einsehen.

Die italienische Regierung versucht, in der Affäre um Dioxin-Rückstände in Mozzarella das Vertrauen zurückzugewinnen. Die Verseuchung sei eine "begrenzte Erscheinung", sagte Außenminister D'Alema. Die Regierung kommt mit der Rücknahme der Produkte einer Forderung der EU nach. Deutschland ist nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums in Berlin nicht betroffen.
Experten des italienischen Gesundheitsministeriums hatten in den vergangenen Tagen in 25 von 130 inspizierten Käsereien Dioxin-Spuren "leicht über dem Limit" nachgewiesen. Zur Vorsicht wurden 83 Büffelzuchtbetriebe vorerst geschlossen, gegen 109 Personen ermitteln die Staatsanwälte. Mehrere Länder, darunter Japan und Südkorea, stoppten vorübergehend den Import der italienischen Spezialität. Das französische Landwirtschaftsministerium ordnete am Freitag einen Verkaufsstopp an und rief alle Händler auf, die betroffenen Produkte aus den Regalen zu nehmen. Die Maßnahmen sind inzwischen aufgehoben.
Die EU-Kommission äußerte sich zufrieden über die Ankündigung der italienischen Regierung. Rom habe weitere Maßnahmen versprochen, um sicherzustellen, dass verseuchter Mozzarella nicht in die Geschäfte gelangt. Deshalb bestehe derzeit kein Anlass für weitere Schritte. Das Verbraucherschutzministerium in Berlin sah nach Angaben einer Sprecherin keinen Handlungsbedarf, da die betroffenen Produkte nur "in Italien regional vermarktet" worden seien.
Vermutet wird, dass Büffel verseuchtes Gras in der Nähe illegaler Mülldeponien gefressen haben. Der Müllnotstand in Neapel und Umgebung hatte bereits vor Monaten die Befürchtung ausgelöst, dass Gifte in die Nahrung gelangen könnten. Die Regierung versucht nun, ein Produkt zu retten, das für die kampanische Wirtschaft sehr wichtig ist. Carabinieri kontrollierten am Freitag Käsereien in Caserta, Neapel und Avellino.
Beim Mozzarella di bufala handelt es sich um eine weltweit bekannte Spezialität der Region Kampanien. Die Herkunftsbezeichnung ist geschützt. Der Begriff leitet sich von der Herstellungsart mozzatura ab, bei dem einzelne runde Portionen von der weißen Käsemasse abgetrennt werden.