Die Idee klingt wie ein Drehbuch für einen Satirefilm von Monty Python: Vier Briten atmen Edelgas ein, fliegen von London aus nach Nepal, besteigen im Eiltempo den Mount Everest und sind sieben Tage später wieder daheim. Ermöglicht werden soll diese Hauruckaktion durch die Verabreichung von Xenon, das die körpereigene Produktion des Hormons Erythropoetin (EPO) anregt. Dadurch wird die Bildung roter Blutkörperchen gefördert, was eine höhere Ausdauerleistung und kürzere Erholungszeiten ermöglicht. Der Tiroler Expeditionsveranstalter Lukas Furtenbach hatte diese Turbotour Anfang des Jahres angekündigt und dafür weltweit Aufmerksamkeit, aber auch viel Kritik bekommen.
Nun habe das Team der „Mission Everest 7days“ genannten Pioniertour den Gipfel erreicht, teilt der Expeditionsleiter auf Instagram mit. Die vier britischen Bergsteiger, ein Fotograf und das Sherpa-Team befänden sich im Abstieg, hieß es. Lediglich die Batterie eines GPS-Senders sei ausgefallen, ansonsten laufe alles nach Plan. Zuvor hatte Furtenbach lediglich ein kurzes Video geteilt, auf dem zu sehen ist, wie die Bergsteiger mit dem Helikopter aus Kathmandu direkt im Everest-Basecamp ankommen, 16 Stunden nach der Abreise in London. Furtenbach nennt seine Spezialtruppe in dem Insta-Beitrag „X-Men“.
Xenon steht auf der Verbotsliste der Anti-Doping-Agentur Wada
Die X-Men sind vier Veteranen der britischen Armee: Garth Miller, Alistair Carns, Anthony Stazicker und Kevin Godlington. Sie verfügen nicht über Superkräfte, sondern haben sich mit einem Höhenanpassungsprogramm Monate vor der Abreise in den Himalaja vorakklimatisiert. Das Training umfasste Sporteinheiten mit reduziertem Sauerstoffgehalt, Schlafen in Hypoxie-Zelten und die Verabreichung geringer Dosen von Xenon. Das Gas steht auf der Verbotsliste der Anti-Doping-Agentur Wada. Furtenbach argumentiert, dass Höhenbergsteigen kein Wettkampfsport sei und Xenon deshalb lediglich ein medizinisches Hilfsmittel wie Flaschensauerstoff sei, das schnelle, sichere Auf- und Abstiege ermögliche.
Wenn die vier X-Men heil ins Basislager gelangen und innerhalb einer Woche gesund zurück sind in London, gilt der Test aus Sicht des Expeditionsveranstalters als geglückt. Dann will Furtenbach die siebentägige Xenon-Tour auf den Everest fest in sein Angebot übernehmen, für etwa 150 000 Euro pro Person. Eine Besteigung mit Akklimatisierung vor Ort dauert sechs bis acht Wochen, so viel Zeit wollen manche Bergsteiger offensichtlich nicht investieren. Laut Furtenbach existiert für einen Sieben-Tage-Ausflug auf den Everest durchaus ein Markt: „Es gibt Leute, die nicht mehr Zeit haben, weil ihr Job oder ihre familiäre Situation das nicht zulassen“, sagte er der SZ, „es bleibt jedem selbst überlassen zu urteilen, ob dadurch Erlebniswert am Berg verloren geht.“