Mount Everest:Wie hoch ist der höchste Berg der Welt wirklich?

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In den meisten Lexika wird die Höhe des Mount Everests mit 8848 Metern angegeben. (Foto: AP)
  • Schon lange gibt es Streit um die tatsächliche Höhe des Mount Everests.
  • Tendenziell wächst der höchste Berg der Welt jedes Jahr, doch Erdbeben und Klimawandel könnten ihn schrumpfen lassen.
  • Die nepalesische Regierung will nun selbst nachmessen und hat ein Team zum Gipfel geschickt.

Von Titus Arnu

Es bestehen kaum Zweifel daran, dass der Mount Everest der höchste Berg der Welt ist. Doch wie hoch ist er genau? In den meisten Lexika wird die Rekordmarke von 8848 Metern angegeben. Die US National Geographic Society schätzt den Gipfel auf 8850 Meter, in China glaubt man, er sei deutlich niedriger. Nach Angaben der chinesischen Behörde für Vermessung, Kartierung und Geoinformation soll der Berg durch ein schweres Erdbeben im Jahr 2015 geschrumpft sein.

Die nepalesische Regierung will sich den wichtigsten Tourismusmagneten des armen Landes aber nicht kleinreden lassen und hat deshalb ein Team zum Gipfel geschickt, um nachzumessen. Drei Sherpas und ein staatlicher Gutachter sollen die Position der Bergspitze mithilfe von GPS-Geräten auf den Zentimeter genau ermitteln. Die letzte Messung führte eine chinesische Expedition im Mai 2005 mit Radar-, Laser- und GPS-Geräten durch. Ergebnis: 8844,43 Meter. Gemessen wurde der Felssockel ohne Schneekappe. Seitdem wird in Fachkreisen hitzig über die korrekte Zahl diskutiert.

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"Der Mount Everest ist unser Schatz", sagte Buddhi Narayan Shrestha, ehemaliger Direktor des nepalesischen Statistikamts, im Vorfeld der Expedition. "Was würde wohl passieren, wenn ausländische Experten damit fortfahren, die Höhe unseres Berges zu reduzieren, ohne uns an der Vermessung teilnehmen zu lassen?" Dabei verschwieg er, dass der Berg halb zu Nepal, halb zum übermächtigen Nachbar China gehört. Zugleich war es höchste Zeit für eine eigene Expedition, auch um der ausländischen Geringschätzung entgegenzuwirken. Die aufwendige Untersuchung kostet mehr als 200 000 Euro. Die Vermesser sollen dieser Tage den Gipfel erreichen, das Ergebnis wird Ende des Jahres bekannt gegeben.

In Nepal heißt der Rekordgipfel Sagarmatha, in Tibet Qomolangma. Der international gängige Name Mount Everest geht auf den britischen Landvermesser George Everest zurück, der Mitte des 19. Jahrhunderts Vermessungsarbeiten in Indien leitete. Der Vermesser Radhanath Sikdar peilte von der Grenze zum damals nicht zugänglichen Königreich Nepal die höchsten Himalajagipfel an und kam 1852 zum Ergebnis, dass "Peak XV" mit 29 002 Fuß wahrscheinlich der höchste Berg der Welt sei - umgerechnet sind das ziemlich genau 8840 Meter.

Tendenziell wächst der Everest pro Jahr zwei Zentimeter, denn er liegt in einer geologischen Kompressionszone zwischen dem indischen Subkontinent und Tibet. Einer Studie der University of Colorado zufolge ist der Himalajariese bei einem Erdbeben im Jahr 1934 allerdings um 63 Zentimeter abgesunken. Auch der Klimawandel könnte Auswirkungen auf die Höhe des Gipfels haben, denn je nach Wind, Temperatur und Niederschlagsmenge wächst oder schrumpft der Eispanzer auf dem Berg, dazu kommt noch die Erosion. Jede Messung sei also nur ein "Schnappschuss in der Zeit", sagt der amerikanische Alpinist Alan Arnett, der den Everest 2011 bestieg. Er meldet leise Zweifel am Sinn der teuren Messexpedition an: "Als Bergsteiger interessiert mich natürlich das Ergebnis, aber ich finde, das Geld hätte man in Nepal besser für Jobs, saubere Luft, Nahrung und Gesundheit ausgeben können."

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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