Süddeutsche Zeitung

Moskau:Ballettchef des Bolschoi-Theaters bei Säureangriff verletzt

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Es passiert am späten Abend vor seiner Moskauer Wohnung: Ein maskierter Unbekannter lauert Sergej Filin, dem Chef der berühmtesten Ballett-Truppe der Welt, auf und schleudert ihm Säure ins Gesicht. Nun kämpfen Ärzte um das Augenlicht des Tänzers.

Der Ballettchef des Moskauer Bolschoi-Theaters, Sergej Filin, ist bei einem Säureanschlag schwer verletzt worden. Ärzte eines Moskauer Krankenhauses kämpfen um das Augenlicht des 42-jährigen Tänzers, wie die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti berichtet.

Ein maskierter Unbekannter hatte Filin, der die größte und berühmteste Balletttruppe der Welt seit 2011 führt, am späten Donnerstagabend vor seiner Wohnung angegriffen, wie die Polizei mitteilte. Laut einer Sprecherin des Theaters könnte es mindestens sechs Monate dauern, bis Filin wieder vollständig gesund ist.

Filins Posten gilt als einer der einflussreichsten in der Welt des Tanzes - und als einer der umkämpftesten. "Es gab gegen Sergej ständig Drohungen, seit er diese Position übernommen hat", sagte die Theatersprecherin.

Bolschoi-Intendant Anatoli Iksanow verurteilte den Anschlag. "Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass dies mit seiner beruflichen Tätigkeit zu tun hat", sagte Iksanow dem russischen Staatsfernsehen. "Er ist ein prinzipienfester Mensch und geht keine Zugeständnisse ein. Wenn er den einen oder anderen Künstler für nicht reif für eine Partie hält, verwehrt er ihm den Auftritt", sagte Iksanow.

Der Familienvater soll dementsprechend viele Neider haben. "Wir hätten nie gedacht, dass solch ein Krieg um Rollen - und nicht etwa um Immobilien oder um Öl - solch ein kriminelles Niveau erreichen kann", so die Sprecherin.

Die Geschichte des Bolschoi-Theaters reicht etwa 200 Jahre zurück. 2011 wurde der historische Säulenbau am Moskauer Theaterplatz nach sechsjähriger Totalsanierung im alten Zarenglanz wieder eröffnet. Das Bolschoi hat eine reiche Opernkultur und gilt als Wiege des klassischen Balletts mit makellosem Spitzentanz, athletischer Sprungkraft und streng synchronen Bewegungen. Die Balletttruppe hat mehr als 200 Tänzer und damit so viele wie keine andere der Welt.

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dpa/mkoh
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