Mordverdacht gegen TV-Moderator:"Es riecht nach Grillfleisch"

Ein brasilianischer TV-Moderator soll Morde in Auftrag gegeben haben: Die Polizei geht davon aus, dass er und seine Leute grausige Fakten für eine TV-Show geschaffen haben.

S. Schoepp

Wallace Souza gibt sich gerne als kerniger Verfechter von Recht und Ordnung. Seine Fernsehshow "Canal Livre" lieferte den Bewohnern der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus zur Mittagszeit die unappetitlichsten Berichte über die übelsten Verbrechen der Gegend ins Haus. Zimperlich gingen seine Reporter nie vor. "Es riecht nach Grillfleisch" sagte einer, während die Kamera eine verkohlte Leiche zeigte.

Mordverdacht gegen TV-Moderator: Wallace Souza bestreitet die Vorwürfe.

Wallace Souza bestreitet die Vorwürfe.

(Foto: Foto: AP)

Nun jedoch deutet alles darauf, dass Ex-Polizist Souza selbst ein Schwerkrimineller ist. Die Polizei beschuldigt ihn, Verbrechen angezettelt und sogar Morde in Auftrag gegeben zu haben, um die Einschaltquoten zu erhöhen.

Lange schon wunderte sich die Polizei, wieso Souzas Teams oft früher als sie am Einsatzort waren. "Wir haben Informationen, dass Souzas Leute Fakten geschaffen haben", sagte Thomaz Augusto Correa, örtlicher Polizeichef, einem TV-Sender. Souza habe die Menschen gezielt verunsichern wollen, um sich selbst als Lösung zu präsentieren", sagt der Staatsanwalt. Souza ist nämlich auch Politiker. Er wurde dreimal ins Regionalparlament gewählt, das entscheiden muss, ob es seine Immunität aufhebt, wie die Zeitung Amazonas em Tempo berichtet.

Souza soll enge Kontakte zu lokalen Banden haben. An solchen mangelt es nicht im brasilianischen Amazonas. Manaus wurde einst als Kautschuk-Metrople reich, heute blüht dort der Handel mit Drogen, Gold und illegal geschlagenem Holz. Waffen sind allgegenwärtig. Der Verdacht gegen Souza wurde bereits im Oktober wach, als sein Leibwächter festgenommen und des mehrfachen Mordes beschuldigt wurde. Bei einer Razzia in Souzas Haus wurde ein Waffenlager und große Mengen Geld gefunden. Sein Anwalt sagt, sein Mandant sei unschuldig. Es handele sich um eine Schmutzkampagne von politischen Gegnern und Verbrechern.

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