Mordprozess in Los Angeles:Ein Leben voll falscher Identitäten

Auftakt im Prozess gegen den "falschen Rockefeller": Ein gebürtiger Bayer, der vor Jahren als Hochstapler in den USA Schlagzeilen machte, soll in Kalifornien einen Mann umgebracht haben.

Mit der Auswahl der Geschworenen hat in Los Angeles der Mordprozess gegen den als "falscher Rockefeller" bekannt gewordenen Deutschen Christian Karl Gerhartsreiter begonnen. Der gebürtige Bayer, der vor einigen Jahren als Hochstapler mit dem Namen Clark Rockefeller in den USA Schlagzeilen machte, soll Mitte der achtziger Jahre im Bundesstaat Kalifornien einen Mann umgebracht haben.

Gerhartsreiter sei zum Prozessauftakt im Sitzungssaal gewesen, sagte ein Gerichtssprecher. Der Richter, die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung überprüfen etwa 90 Jury-Kandidaten. Die zwölf Geschworenen sollen den Angaben zufolge bis Freitag feststehen. Die Eröffnungsplädoyers könnten dann am kommenden Montag oder Dienstag gehalten werden. Der Prozess dauere vermutlich insgesamt drei bis vier Wochen.

Der Mordfall ist die jüngste Wendung in der bizarren Lebensgeschichte von Gerhartsreiter, der Ende der siebziger Jahre als Schüler aus dem Chiemgau in die USA gekommen war und Karriere in Hollywood machen wollte. Laut Anklage soll Gerhartsreiter, der sich damals Christopher Chichester nannte, im Februar 1985 in einem wohlhabenden Vorort von Los Angeles den 27-jährigen Sohn seiner Vermieterin ermordet haben. Als die Leiche von John Sohus 1994 bei Bauarbeiten an einem Swimmingpool entdeckt wurde, lebte Gerhartsreiter bereits als Rockefeller in New York.

Die Ermittler verdächtigen den Deutschen auch, für das Verschwinden von Sohus' Ehefrau verantwortlich zu sein, deren Leiche nie gefunden wurde. Angeklagt wurde Gerhartsreiter dann aber nur wegen des Mordes an Sohus. Im vergangenen Jahr plädierte er auf nicht schuldig. Der Lokalzeitung Pasadena Star-News zufolge will die Verteidigung argumentieren, dass möglicherweise Sohus' Frau den Mord begangen habe.

Gerhartsreiter benutzte nach seiner Einreise in die USA eine ganze Reihe gefälschter Namen. Mit der Phantasie-Geschichte über die Zugehörigkeit zum legendären Rockefeller-Clan gewann er das Herz einer wohlhabenden Unternehmensberaterin in New York, die er 1995 heiratete. Nach der Scheidung und einem Sorgerechtsstreit entführte Gerhartsreiter die gemeinsame Tochter und wurde dafür 2009 zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Der damalige Prozess im Bundesstaat Massachusetts brachte die vielen falschen Identitäten des Deutschen ans Licht - und rief die Ermittler in Los Angeles auf den Plan, die nach einem Christopher Chichester fahndeten. Mitte 2011 wurde Gerhartsreiter dann von Massachusetts in ein Gefängnis in Kalifornien verlegt.

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