Süddeutsche Zeitung

Mordprozess gegen Profisportler:Ex-Freundin unterstellt Pistorius unachtsamen Umgang mit Waffen

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Oscar Pistorius' frühere Freundin belastet den wegen Mordes angeklagten Sportler schwer. Er habe bei einer Autofahrt im Jahr 2012 vor Wut aus dem geöffneten Schiebedach geschossen. Ein ehemaliger Wachmann des Angeklagten berichtet über Pistorius' merkwürdiges Verhalten nach der Tat.

Am Ende der ersten Verhandlungswoche im Mordprozess um Profisportler Oscar Pistorius hat eine frühere Freundin des Angeklagten ausgesagt. Samantha Taylor berichtete bei der Verhandlung im südafrikanischen Pretoria, Pistorius sei unachtsam mit Waffen umgegangen.

Kurz nachdem Polizisten am 30. September 2012 seinen Wagen wegen zu hoher Geschwindigkeit kontrolliert hatten, habe der behinderte Sportler, der zwei Beinprothesen trägt, zornig mit seiner Pistole durch das geöffnete Schiebedach einen Schuss abgegeben. Taylor brach während ihrer Aussage mehrfach in Tränen aus. Sie habe mit Pistorius 2012 Schluss gemacht, weil er sie mit der - später getöteten - Reeva Steenkamp betrogen habe, sagte die 20-Jährige.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Pistorius des Mordes. Der 27-Jährige sagt, er habe seine Freundin Reeva Steenkamp irrtümlich durch eine geschlossene Tür erschossen, weil er einen Eindringling im Haus wähnte und in Panik gewesen sei. In den ersten Prozesstagen hatten Zeugen seine Darstellung infrage gestellt. Sie hätten vor den tödlichen Schüssen Streit und die Schreie einer Frau in seinem Haus gehört. Pistorius' Anwalt Barry Roux hatte daraufhin gesagt, die Stimme des Angeklagten klinge in hoher Erregung wie die einer Frau - eine Darstellung, der Taylor nun widersprach. "Er klingt wie ein Mann", antwortete sie auf eine Frage der Staatsanwaltschaft.

Neben der Ex-Freundin sagte an diesem Freitag auch ein ehemaliger Wachmann des Angeklagten aus. Pistorius habe kurz nach der Tat in der Nacht zum Valentinstag 2013 gesagt, alles sei in Ordnung, berichtete Pieter Baba. Allerdings habe Pistorius dabei geweint. Deshalb habe er geahnt, dass etwas geschehen sein müsse, sagte Baba. Der Wachmann erklärte, dass er eine Stunde vor den Ereignissen am Haus von Pistorius vorbei gegangen sei und im Gegensatz zu anderen Zeugen keine Geräusche gehört habe.

Pistorius hatte an diesem Donnerstag mehrfach die Fassung verloren, als ein Nachbar seine Eindrücke vom Tatort schilderte. Das Verfahren im südafrikanischen Pretoria wird von mehreren Fernseh- und Radiosendern direkt übertragen. Etwa 300 Journalisten aus aller Welt verfolgen den Prozess.

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