Mordfall Michelle:Polizei verhängt Nachrichtensperre

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Keine Details zum Tod der achtjährigen Michelle: Die Polizei verhängt eine Informationssperre. Hunderte Leipziger trauern während eines Gedenkgottesdienstes um das Kind.

Im Fall der am Donnerstag tot aufgefundenen achtjährigen Michelle in Leipzig hat die Polizei eine Informationssperre verhängt. Es sei über Dinge berichtet worden, die eindeutig Täterwissen seien, sagte Polizeisprecher Andreas de Parade. Es werde weiter mit Hochdruck ermittelt. Seit Samstag wurden Gebäude und Grundstücke abgesucht.

In der Trinitatiskirche in Leipzig nehmen Trauernde Abschied von der toten Michelle. (Foto: Foto: AP)

Die Jacke und die Tasche des Mädchens fehlen laut Sprecher aber weiter. Berichte, denen zufolge abseits des Fundortes der Leiche Haarbüschel des Mädchens gefunden wurden, bestätigte der Sprecher nicht. Unter den bislang gesicherten Spuren seien allerdings auch Haare und Zigarettenstummel, die noch untersucht würden.

Trauer und Wut

Am Abend erinnerten mehrere hundert Menschen mit einer kirchlichen Andacht an das Mädchen. In der Trinitatiskirche im Osten Leipzigs nahe dem Wohnort von Michelle versammelten sich rund 350 Menschen, darunter zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene aus der Nachbarschaft. Viele zündeten Kerzen an und stellten sie vor den Altar, wo Zeitungsausschnitte mit Bildern von Michelle lagen. Auch vor der Schule des Mädchens gedachten am Abend erneut Dutzende betroffener Bürger des Kindes.

Bei der halbstündigen Andacht am Abend sagte Pfarrer Sebastian Rebner: "Jetzt können die Tränen fließen. In uns ist neben der Traurigkeit auch Wut und Verzweiflung und unendliche Ratlosigkeit." Der Pfarrer rief die Trauernden auf, einander zu unterstützen und zu beten. Einige jüngere Leute nutzten die Veranstaltung für Forderungen nach einem schärferen Vorgehen des Staates gegen Sexualstraftäter.

Von der Kanzel sagte eine junge Frau von der Bürgerinitiative für die Suche nach Michelle: "Es sollte härtere Strafen für Kinderschänder geben." Eine weitere Frau trug ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Keine Gnade für Kinderschänder." Andere Teilnehmer versicherten Michelles Eltern ihr tiefes Mitgefühl. Auch an den nächsten Abenden soll in der Trinitatiskirche gebetet und an das ermordete Mädchen erinnert werden.

Flugblätter auf der Games Convention

Die Leiche des seit Montag vermissten Mädchens war in einem Teich in Leipzig gefunden worden. Im Rahmen der Ermittlungen überprüft die Polizei weiter die Alibis von mehr als 250 aktenkundigen Sexualstraftätern. Mehr als 50 Stunden Videoaufzeichnungen aus Bussen und Straßenbahnen werden gesichtet. Die Polizei druckte 5000 Fahndungsplakate und verteilte viele an Taxifahrer und die Leipziger Verkehrsbetriebe. Auch an die Besucher der Computerspielemesse "Games Convention" wurden Flugblätter verteilt. 10.000 Euro Belohnung sind für Hinweise auf den Mörder ausgesetzt. Bisher seien etwa 200 Hinweise von Bürgern eingegangen, hieß es.

In der bislang größten Sonderkommission der sächsischen Polizei seit der Wiedervereinigung arbeiten 177 Polizisten. Die Obduktion der Leiche wurde nach Angaben der Polizei inzwischen abgeschlossen. Einzelheiten über die Todesursache werden aus ermittlungstaktischen Gründen aber weiterhin geheim gehalten.

Michelle war am vergangenen Montagnachmittag von der Kinderbetreuung in ihrer nur wenige Minuten entfernten Schule nicht nach Hause gekommen. Ihre Leiche wurde schließlich von einem Spaziergänger in einemTeich entdeckt.

© dpa/ssc/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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