Mordfall Dennis:Anklage gegen Serientäter erhoben

Der mutmaßliche "Maskenmann" muss vor Gericht: Die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Stade hat Anklage gegen einen 40 Jahre alten Mann erhoben. Er hat gestanden, den neun Jahre alten Dennis und zwei weitere Jungen getötet zu haben. Außerdem werden ihm Dutzende Missbrauchsfälle zur Last gelegt.

Fast 20 Jahre lang suchte die Polizei in Norddeutschland vergeblich einen Kindermörder. Erst nachdem sich im Frühjahr ein neuer Zeuge meldete, konnte am Ende der Mord an drei Jungen aufgeklärt werden - unter anderem die Tötung des neunjährigen Dennis aus Osterholz-Scharmbeck im Jahr 2001.

Die Staatsanwaltschaft Stade hat nun Anklage gegen einen 40 Jahre alten Mann aus Hamburg erhoben, wie die Behörde mitteilte. Dem Pädagogen Martin N. werden die Morde an drei Jungen und 20 Fälle sexuellen Missbrauchs vorgeworfen. Damit seien die Voraussetzungen geschaffen, den in den Medien als 'Maskenmann' bezeichneten Angeschuldigten strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, sagte Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zur Frage der Schuldfähigkeit des geständigen Beschuldigten sei ein Gutachten in Auftrag gegeben worden, ein Ergebnis stehe noch aus.

Der Verdächtige soll im September 2001 Dennis K. aus einem Schullandheim im niedersächsischen Wulsbüttel nachts entführt und getötet haben. Pilzsammler fanden die Leiche des Jungen zwei Wochen nach der Tat.

Allerdings soll die Tötung von Dennis nicht der erste Mord des Hamburgers gewesen sein: Der Pädagoge gestand weitere Straftaten. Bereits Ende März 1992 entführte er laut Anklage den 13 Jahre alten Stefan aus einem Internat in Scheeßel . Die Leiche wurde erst fünf Wochen später gefunden. 1995 soll er den achtjährigen Dennis R. aus einem Zeltlager bei Schleswig verschleppt und getötet haben.

Die Polizei hatte den 40-Jährigen in diesem Frühjahr in dessen Hamburger Wohnung festgenommen. In der polizeilichen Vernehmung gab er die Taten nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu. Seitdem mache er von seinem Recht Gebrauch zu schweigen. Zwei weitere ungeklärte Kindermorde aus den Jahren 1998 und 2004 bestreite der Beschuldigte, sagte der Sprecher. Die Polizei ermittle in diesen Fällen weiter.

Die Staatsanwaltschaft klagt den 40-Jährigen wegen Mordes an, weil er die Kinder ihrer Überzeugung nach heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen getötet hat. Die Taten hätten dazu gedient, die zuvor an den Kindern begangenen Sexualstraftaten zu verdecken. Der Angeklagte hatte insgesamt etwa 40 Fälle von sexuellem Missbrauch zugegeben. Es könnten aber nur 20 angeklagt werden, weil die übrigen Fälle verjährt seien, teilte die Behörde mit.

Zunächst steht nun die Entscheidung des Landgerichts Stade über die Eröffnung des Hauptverfahrens an.

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