Mordfall Corinna:Zweifel an der Aussage

2,8 Promille soll der Mann im Blut gehabt haben, als er festgenommen wurde, weil er die neunjährige Corinna aus Eilenburg getötet hat. Sein Anwalt bezweifelt die Glaubwürdigkeit des Geständnisses.

Der Verdächtige im Mordfall Corinna hatte bei seiner Festnahme 2,8 Promille Alkohol im Blut. Das berichtet die Leipziger Volkszeitung. Der Anwalt des Mannes aus Eilenburg, der mittlerweile gestanden hat, wolle deshalb die Verwertbarkeit des Geständnisses des 39-Jährigen überprüfen. Anwalt Stefan Costabel nannte es eine "spannende Verfahrensfrage", ob die Aussagen beim Verhör in einem Prozess gegen seinen Mandanten verwendet werden dürfen. Der geständige Peter S. sei wohl ein regelmäßiger Trinker. "Er ist in einem erschreckenden Zustand" und leide wohl unter Entzugserscheinungen, sagte der Verteidiger.

Mordfall Corinna: Fassungslos stehen eine Mutter und ihr Kind vor dem Rathaus in Eilenburg, vor dem die Bevölkerung mit Blumen, Kerzen und Spielzeug Anteil an dem Schicksal des getöteten neunjährigen Mädchens nimmt.

Fassungslos stehen eine Mutter und ihr Kind vor dem Rathaus in Eilenburg, vor dem die Bevölkerung mit Blumen, Kerzen und Spielzeug Anteil an dem Schicksal des getöteten neunjährigen Mädchens nimmt.

(Foto: Foto: ddp)

Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat unterdessen keine Bedenken gegen die Verwertbarkeit des Geständnisses, erklärt Sprecher Ricardo Schulz. Peter S. sei vernehmungsfähig gewesen und habe keine Ausfallerscheinungen gezeigt.

Täter sitzt in Untersuchungshaft

Der mutmaßliche Täter sitzt in der Justizvollzugsanstalt Leipzig. Deren Leiter sagte, der 39-Jährige sei wie jeder Neuankömmling medizinisch untersucht worden. Er müsse aber nicht wegen Entzugserscheinungen im Haftkrankenhaus behandelt werden.

Das Geständnis ist nicht der einzige Ansatzpunkt für die Ermittler: Sie suchen weiter nach hieb- und stichfesten Beweisen, um das Geständnis zu untermauern. Finden die Ermittler - auch ausgehend von der Aussage des Mannes - diese Beweise, wären sie vor Gericht auf jeden Fall verwendbar. "Das eine ist das, was der Täter sagt, das andere ist das, was wir bei der Tatortarbeit finden", erklärte der Leiter der zuständigen Polizeidirektion Westsachsen, Jürgen Georgie, in Leipzig.

Tatort weiter unklar

Die Ermittler konzentrierten sich am Montag auf den verwilderten und vermüllten Garten des 39-Jährigen. Der Zustand des Grundstücks mache es den Spurensicherern ganz besonders schwer, sagte Georgie. Ob das Verbrechen in einem dort abgestellten alten Bauwagen geschah, ist noch offen. "Das ist nicht die einzige Baulichkeit dort", sagte Georgie. Die Neunjährige war am 28. Juli nicht vom Spielen nach Hause zurückgekehrt. Einen Tag später wurde ihre Leiche in einem Nebenarm des Flusses Mulde gefunden.

Die Polizei hatte das Gartengrundstück, das nur wenige hundert Meter von Corinnas Elternhaus entfernt liegt, weiträumig abgesperrt. Auch in der Wohnung von Peter S. sicherten Ermittler Spuren. Spezialisten in weißen Overalls trugen in Kisten mögliche Beweismittel aus dem Altbau. Er befindet sich etwa einen Kilometer vom Wohnort Corinnas entfernt.

Sonderkommission mit 90 Beamten

Polizeichef Georgie sagte, die Sonderkommission "Corinna", die derzeit aus 90 Ermittlern gebildet wird, werde vorerst nicht verkleinert. Die Beamten arbeiten an vier verschiedenen Standorten in Eilenburg. Sie nehmen auch weiter Hinweise aus der Bevölkerung entgegen. Eine kostenlose Hotline zur Polizei bleibt geschaltet.

Der mutmaßliche Mörder hat laut Polizeiangaben schon eine ganze Reihe von Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen. Unter anderem saß er wegen Brandstiftung im Gefängnis und wurde wegen Diebstahls und Trunkenheit im Verkehr verurteilt. Wegen eines Sexualdelikts war er bisher nicht bekannt.

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