Mord in Perugia:Zeuge beschuldigt Amanda Knox

Amanda Knox appears on NBC News 'Today' show in New York

Amanda Knox bleibt dem Prozess diesmal fern.

(Foto: REUTERS)

Erneut ist in Italien ein Prozess gegen die US-Amerikanerin Amanda Knox eröffnet worden. Die 26-Jährige wird beschuldigt, 2007 gemeinsam mit zwei weiteren Tätern ihre Mitbewohnerin getötet zu haben. Einen Freispruch hatte das oberste Berufungsgericht im Frühjahr kassiert.

Vier Jahre saß Amanda Knox in Italien im Gefängnis, bevor sie 2011 in die USA zurückkehren durfte. Jetzt will sie ihre Heimat nicht wieder verlassen, um in Florenz auszusagen, wo an diesem Montag ein neuer Prozess gegen die 26-Jährige und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito eröffnet wurde.

Den Angeklagten wird vorgeworfen, im November 2007 ihre damalige Mitbewohnerin Meredith Kercher in ihrem Zimmer im italienischen Städtchen Perugia getötet zu haben - gemeinsam mit einem jungen Mann von der Elfenbeinküste, der in dem Fall bislang als einziger Tatverdächtiger endgültig verurteilt wurde. Der 26-Jährige muss eine Haftstrafe von 17 Jahren absitzen, seine DNA wurde an der Leiche Kerchers gefunden.

Die Fälle Knox und Sollecito gestalten sich dagegen schwieriger. In einem ersten Verfahren wurden beide 2009 zu mehr als 20 Jahren Haft verurteilt. Sie legten Berufung ein und erreichten 2011 in zweiter Instanz einen Freispruch. Als Begründung gab das Berufungsgericht einen Mangel an Beweisen an. Wenige Stunden nach dem Freispruch flog Knox mit ihrer Familie in ihre Heimatstadt Seattle. Beendet wurde der Justizkrimi dadurch jedoch nicht: Im März 2013 hob das Kassationsgericht in Rom den Freispruch für Knox und Sollecito wegen "zahlreicher Mängel, Widersprüche und offensichtlicher Unlogik" auf.

In dem neuen Prozess an diesem Montag sagte ein zunächst von Knox Beschuldigter vor Gericht aus. "Sie ist schuldig, sonst hätte sie mich nicht verleumdet", sagte der frühere Bar-Besitzer laut Nachrichtenagentur Ansa. "Sie wollte nicht bestraft werden und die Ermittlungen in die Irre führen." Neben Kercher sei er das zweite Opfer in dem Mordfall.

Fall Amanda Knox könnte sich noch lange hinziehen

Dem Prozessauftakt blieben beide Angeklagte fern. Der Italiener Raffaele Sollecito wird laut eigener Aussage später vor Gericht erscheinen. Knox will dagegen in den USA bleiben. Unter anderem weil sie einen erneuten Medienrummel um ihre Person vermeiden will, wie sie selbst sagt. Das Auftreten der 26-Jährigen, die stets ihre Unschuld beteuert hatte, hatte in der Öffentlichkeit immer wieder für Diskussionen gesorgt.

Im Falle einer erneuten Verurteilung sei ihr nicht klar, ob die USA sie nach Italien ausliefern würden, sagte Knox in einem Interview mit dem Nachrichtensender NBC. Ihre Anwälte hätten noch nicht mit den US-Behörden darüber gesprochen. Ob Italien eine Auslieferung beantragen würde, ist ebenfalls offen.

Das Urteil des Gerichtes in Florenz wird frühestens Ende des Jahres erwartet - und ist nicht notwendigerweise rechtsgültig. Das italienische Rechtssystem sieht vor, dass sowohl Anklage als auch Verteidigung gegen das neue Urteil Revision einlegen können.

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