Mord in Hameln:Todesschütze stand vor Zwangsräumung

Gedenken an Landrat Rüdiger Butte: Motiv für den Mord in Hameln waren wohl drohende Zwangsräumungen.

Gedenken an Landrat Rüdiger Butte: Motiv für den Mord in Hameln waren wohl drohende Zwangsräumungen.

(Foto: dpa)

Ihm drohte der Verlust von Haus und Führerschein: Wohl aus Wut über anstehende Zwangsvollstreckungen hat der Todesschütze von Hameln den Landrat getötet. Der Mann stritt sich seit Jahren mit den Behörden.

Das Motiv für die tödlichen Schüsse im Kreishaus von Hameln ist gefunden: Die drohende Zwangsräumung seines Hauses hat nach Erkenntnissen der Polizei den möglicherweise verwirrten Rentner zu der Bluttat getrieben. Der 74-jährige hatte Landrat Rüdiger Butte (SPD) am Freitag in dessen Büro erschossen und sich anschließend mit dem Revolver selber getötet.

Neben dem Verlust des Hauses hätten dem Rentner weitere Zwangsvollstreckungen sowie der Entzug des Führerscheins gedroht. Auch sei eine Vielzahl von Mahnschreiben und Vollstreckungsbescheiden unterschiedlicher Gläubiger gefunden worden. Dies habe die Auswertung des im Haus des Rentners gefundenen Schriftverkehrs ergeben. Im Briefkopf aller Behördenschreiben des Landkreises Hameln-Pyrmont habe der Landrat gestanden.

Statt auf einzelne Sachbearbeiter habe der Rentner seine Wut deshalb möglicherweise auf Butte gerichtet. "Die Gesamtheit der Geschehnisse wird ihn zu der Tat getrieben haben", sagte ein Polizeisprecher. Anzeichen von Verwirrtheit hatte die Polizei bei dem Rentner im Januar nach einem Verkehrsunfall mit Bagatellschaden festgestellt, teilte die Kreisverwaltung mit.

Jahrelanger Streit mit den Behörden

Der Rentner habe bei der Unfallaufnahme einen verwirrten Eindruck gemacht, der auf eine eventuelle gesundheitliche Beeinträchtigung schließen ließ. Die Führerscheinstelle sei deshalb gebeten worden, die Fahreignung des 74-Jährigen zu überprüfen. Der Rentner, der mit einem Oldtimer-Traktor sowie einem alten Motorrad an Rundfahrten teilnahm, sei zu einer Anhörung ins Straßenverkehrsamt gebeten worden.

Im Streit mit den Behörden hatte der Rentner bereits einige Jahre zuvor gelegen. Der Landkreis war wegen eines angeblich nicht genehmigten Zaunes aktiv geworden, den der Mann um seine Schafsweide gezogen hatte. Als die Behörde die vor Jahrzehnten erteilte Genehmigung wiederfand, monierte sie die Höhe des Zauns. Dieser Streit habe für die Bluttat allem Anschein nach jedoch keinerlei Rolle mehr gespielt, erklärte die Polizei.

Der 63-jährige Butte war seit August 2005 Landrat des Landkreises Hameln-Pyrmont. Zuvor leitete der im niedersächsischen Lüthorst geborene SPD-Politiker von April 2001 bis Juli 2005 das niedersächsische Landeskriminalamt.

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