Mord an Touristen in Kenia:Tödlicher Traumurlaub

Einsame weiße Strände, ein blau schillernder Ozean, abends noch ein Fünf-Gänge-Menu unter Palmen: Europäische Touristen finden an der kenianischen Küste alles, was sie für einen Traumurlaub brauchen. Doch jetzt haben Banditen in einem kenianischen Luxusresort einen britischen Touristen ermordet und dessen Frau entführt. Die Spur der Täter führt nach Somalia.

Arne Perras

Für die Sehnsüchte europäischer Touristen war das Luxusresort Kiwayu Safari Village bestens gerüstet. Ein einsamer weißer Strand, schillernder Ozean, salzige Brise. Schwimmen, schnorcheln, Wasserski fahren. Und am Abend noch ein Fünf-Gänge-Menü unter Palmen. Was wünscht man sich als Urlauber mehr? Das Kiwayu Safari Village, eine entlegene Ferienanlage an der kenianischen Küste, verstand es offenbar, seine Gäste glücklich zu machen. Ein Hochzeitspaar, das dort seine Flitterwochen verbrachte, schwärmt im Internet: "Himmel ist eine Insel namens Kiwayu."

Tourists walk along the beach at Kiwayu Safari Village resort, north of Lamu

"Himmel ist eine Insel namens Kiwayu", das Ferienressort an der kenianischen Küste ist vor allem bei europäischen Touristen beliebt. Doch seit Banditen einen englischen Urlauber tötetet und dessen Frau entführt haben, ist nichts mehr wie es war.

(Foto: REUTERS)

Aber für die Nacht des 11. September war das Hotel nicht gerüstet. Banditen fielen im Dunkeln in Kiwayu ein. Und nun ist nichts mehr, wie es war.

Die einzigen Gäste in dieser Nacht waren David und Judith Tebbutt, ein britisches Paar, 56 und 58 Jahre alt. Sie waren gerade von einer Safari in der Masai Mara gekommen und hatten am Nachmittag auf der Insel eingecheckt. Kurz nach Mitternacht kam eine bewaffnete Bande. Der Ehemann starb noch am Tatort, womöglich leistete er Widerstand, vermutet die kenianische Polizei. Die Täter flüchteten mit einem Speed-Boot übers Meer.

Vier Tage lang fehlte von der Frau jede Spur, am Mittwoch tauchten jedoch Hinweise auf, dass die Kidnapper die Frau tags zuvor in die somalische Hafenstadt Kismayu gebracht hatten. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen somalischen Informanten. Wo Frau Tebbutt genau festgehalten wird, ist weiterhin unklar.

Somalische Piraten im Verdacht

Schon zu Beginn war der Verdacht auf die radikalen Islamisten der Gruppe al-Shabaab gefallen, die den Süden Somalias kontrollieren. Sie steht mit al-Qaida im Bunde. Al-Shabaab hält auch die strategisch wichtige Hafenstadt Kismayu, dort treiben die Milizen Steuern ein und bekommen Nachschub für ihren Kampf gegen die somalische Übergangsregierung in Mogadischu. Doch ein Sprecher der Gruppe al-Shabaab wies die Verantwortung für den Überfall am Mittwoch zurück. Er sprach von "Banditen", welche die Britin gekidnappt hätten. Die von Reuters zitierte Quelle sprach davon, dass Hintermänner der somalischen Piraten die Ausrüstung und das Geld gestellt hätten, um das Ehepaar zu entführen. Weitere Belege dafür sind bislang nicht aufgetaucht.

Besonders alarmierend ist, dass sich die Britin zurzeit der Tat weder auf somalischem Territorium noch auf offener See befand, wo die Piraten gewöhnlich zuschlagen. Frau Tebbutt machte einfach nur Urlaub am Strand, so wie Hunderttausende Touristen das jedes Jahr an den tropischen Stränden tun.

Der Verdacht, dass somalische Verbrecher hinter der Entführung stecken, liegt nahe, wenn man die geographische Lage des Resorts in Betracht zieht. Von Kiwayu bis nach Somalia sind es kaum 50 Kilometer.

Wo steckt die Ehefrau?

Es war nur ein einziger Schuss gefallen in jener Nacht, als die Banditen das Resort überfielen. Wussten die Entführer, dass das Ehepaar Tebbutt die einzigen Gäste in dieser Nacht waren? Oder war dies Zufall? So viele Fragen sind offen, doch zunächst müssen die Fahnder erst einmal herausfinden, wo Frau Tebbutt genau steckt. Britische Spezialisten, die kenianische Polizei und die Armee suchen weiterhin nach den Tätern.

Sicher ist, dass die Piraten, die den Indischen Ozean unsicher machen, immer dreister vorgehen. Insofern würde auch ein direkter Angriff von Seeräubern an der kenianischen Küste nicht überraschen. Sie fahren sehr weit über den Indischen Ozean und attackieren sogar Boote, die vor den Seychellen kreuzen, weitab von den berüchtigten Piratennestern im somalischen Puntland. Das wurde zum Beispiel dem britischen Segler-Ehepaar Paul und Rachel Chandler zum Verhängnis. 388 Tage waren sie in der Gewalt somalischer Piraten, bevor sie gegen Zahlung eines Lösegeldes im November 2010 freikamen.

Für den kenianischen Tourismus ist der jüngste Überfall ein herber Schlag, obgleich der Ort der Attacke mit anderen Ferienanlagen kaum zu vergleichen ist. Die meisten Urlaubsresorts liegen viel weiter südlich, an den Stränden von Mombasa. Sie sind sehr belebt, die Anlagen sind in der Regel gut gesichert und nicht so leicht zu überfallen wie die Insel Kiwayu.

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