Monarchie:Der einsame König

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Spaniens Juan Carlos, 81, zieht sich von Sonntag an vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. Die letzten Jahre waren bewegt. Bei seinem aktuellen Auftritt wirkt er matt.

Von Thomas Urban, Madrid

Juan Carlos: Er war 39 Jahre lang Staatsoberhaupt Spaniens, ehe er abdankte. Nun zieht er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück. (Foto: Francisco Flores Seguel/Agenciau/dpa)

Seit Langem sieht man dem emeritierten König Juan Carlos an, dass es ihm nicht gut geht. Der 81-Jährige wirkt matt, nichts ist von dem Schalk zu sehen, der früher aus seinen Augen blitzte. Nun hat der König, der 39 Jahre lang Staatsoberhaupt war, angekündigt, sich von diesem Sonntag an aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Schon vor fünf Jahren hat er das Königreich seinem Sohn Felipe überlassen.

Sein Unglück begann im Jahr 2012: Er brach sich eine Hüfte. Das Mitleid seiner Landsleute hielt sich in Grenzen. Denn der Unfall ereignete sich bei einer Luxussafari in Botswana, auf der er einen Elefanten schoss. Das brachte nicht nur Tierschützer gegen ihn auf, sondern sorgte für allgemeinen Unmut, weil Spanien zu der Zeit tief in der Wirtschaftskrise steckte, fünf Millionen waren arbeitslos.

Nach Botswana war der König ohne seine Ehefrau Sofía geflogen, strenge Urenkelin des letzten deutschen Kaisers. Aber mit Prinzessin Corinna zu Sayn-Wittgenstein, einer Frankfurter Geschäftsfrau, die ihren Adelstitel einer Kurzzeitehe zu verdanken hat. Erstmals berichtete die spanische Presse, dass der König eine Geliebte gehabt habe, und diese sei keineswegs die erste gewesen.

Schwierige Familienverhältnisse

Viele Redaktionen begannen nun, respektlos über das Königshaus zu schreiben. Der Schwiegersohn Iñaki Urdangarin wurde wegen Veruntreuung öffentlicher Mittel zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, mit der Schwiegertochter Letizia, heute Königin, kam, von ihrem Mann Felipe abgesehen, niemand aus der Familie zurecht. Und vor allem Juan Carlos produzierte immer wieder Schlagzeilen.

"Er unterscheidet nicht zwischen legal und illegal" - diesen Satz über ihn sagte seine frühere "Amiga" Corinna zu Sayn-Wittgenstein in einem Telefonat. Das Gespräch hatte ein Detektivbüro illegal aufgezeichnet und dann zwei Internetportalen zugespielt. Darin beklagte sie sich, der König habe ihr Bankkonto nutzen wollen, um 80 Millionen Euro aus Saudi-Arabien vor dem Fiskus zu verheimlichen. Der Monarch hatte für spanische Firmen einen Großauftrag für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen den Pilgerstätten Mekka und Medina eingefädelt. Die Staatsanwaltschaft aber sah keinen Anlass, Ermittlungen aufzunehmen, so wie ein Gericht auch zwei Vaterschaftsklagen gegen ihn abwies - ohne DNA-Test.

Mutiger Einsatz oder konstruierte Legende?

Vermutlich schmerzt Juan Carlos besonders, dass auch ein Glanzpunkt zu Beginn seiner Herrschaft nun immer mehr infrage gestellt wird: Hat er sich im Februar 1981 wirklich mutig den Putschisten aus Polizei- und Militärkreisen entgegengestellt, die die Demokratie wieder abschaffen wollten? Oder ist dies eine nachträglich konstruierte Legende, um den König für die Gesellschaft akzeptabel zu machen? Immer mehr Historiker meinen dies. Und ein weiterer Schlag: Das Zerwürfnis mit seiner Frau Sofía ist längst kein Geheimnis mehr, sie leben nicht mehr zusammen. So ist es um den alten und kranken Juan Carlos sehr einsam geworden.

Juan Carlos im November 1975: Im Beisein von Königin Sofia hält er seine Thronrede. (Foto: dpa)
© SZ vom 01.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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