Niederlande:Geflüchteter Mörder gefasst

Ralf H. wurde der Polizei zufolge in der Nacht zu Heiligabend im niederländischen Enschede festgenommen.

Der verurteilte Mörder Ralf H. ist in der Nacht auf Freitag in den Niederlanden gefasst worden. Nach Angaben der Polizei in Münster und der Staatsanwaltschaft Dortmund wurde der 56-Jährige in Enschede in einer Wohnung festgenommen. Bei ihm war nach Angaben einer Polizeisprecherin auch seine Lebensgefährtin. H. war am Dienstagabend von seinem Wohnort Münster geflüchtet, nachdem er sich von einer gerichtlich angeordneten Fußfessel befreit hatte.

Laut Polizei brachte die Auswertung der Daten der Fußfessel Hinweise auf Enschede. Demnach hatte sich Ralf H. in der Vergangenheit öfter in der Wohnung rund 70 Kilometer entfernt von Münster aufgehalten. Enschede liegt nordwestlich von Münster kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze. Zuerst hatte der Sender n-tv über die Festnahme berichtet.

H. war im vergangenen Januar 27 Jahre nach dem gewaltsamen Tod der damals 16-jährigen Nicole S. vom Landgericht Dortmund zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte sie 1993 in einem Dortmunder Vorort überfallen und erwürgt - aus sexuellen Motiven.

2018 wurde der heute 56-Jährige nach einer Neuauswertung von DNA-Spuren festgenommen. Dabei ging es um eine Hautschuppe, die auf der Leiche der Schülerin gefunden worden war. Ein erster Prozess war wegen einer kranken Richterin geplatzt. Nach dem Urteil hatte das Oberlandesgericht Hamm entschieden, dass der Verurteilte aus der überlangen Untersuchungshaft bis zu einem rechtskräftigen Urteil entlassen werden musste. Aus Sicht des OLG hatte sich das Landgericht zwischen den beiden Prozessen zu viel Zeit gelassen. Das OLG sah keine Fluchtgefahr. Auf Antrag der Polizei in Münster hatte das Amtsgericht Münster im April 2021 das Tragen einer Fußfessel angeordnet. Zum Zeitpunkt der Flucht am Dienstag lag Ralf H. die Entscheidung des Bundesgerichtshofes vor, dass das Urteil des Landgerichts Dortmund rechtskräftig ist. Der Haftantrittsbescheid für seine lebenslange Haftstrafe sollte ihm noch zugestellt werden.

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