Mönchengladbach:Vater steht wegen Mord an Säugling vor Gericht

  • Ein Mann hat vor dem Landgericht Mönchengladbach eingeräumt, dass er sein 19 Tage altes Kind getötet hat.
  • Auch die Mutter des Säuglings steht vor Gericht, weil sie laut Anklage nicht eingeschritten war.

Von Hans Holzhaider

Es ist eine Geschichte, die man nicht glauben möchte: Ein junger Vater soll seinen 19 Tage alten Sohn über mehrere Stunden hinweg misshandelt und das Kind schließlich mit dem Kopf mehrmals so heftig gegen eine Tischkante geschlagen haben, dass der Säugling nach dem zweiten Schlag tot war. Nicht genug damit - die Anklage wirft dem 26-jährigen Mann vor, er habe das fast noch neugeborene Kind auch massiv sexuell missbraucht. Das Motiv: Der Vater sei auf den kleinen Sohn eifersüchtig gewesen.

Auch die 25-jährige Mutter des Kindes sitzt auf der Anklagebank. Sie soll sich, obwohl sie die Schreie des misshandelten Säuglings gehört haben müsse, schlafend gestellt und nicht eingegriffen haben - ein Mord durch Unterlassen, sagt Staatsanwältin Jane Wolf.

Der Vater soll den Säugling mehrfach misshandelt haben

Der Anklage zufolge geschah die Tat nicht aus heiterem Himmel. Schon bald nachdem Mutter und Kind am 6. Oktober 2015 aus dem Krankenhaus in die kleine Zwei-Zimmer-Wohnung in Mönchengladbach nach Hause kamen, habe der Vater begonnen, den kleinen Leo zu misshandeln. Er habe ihn mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, ihm kräftig auf den Rücken und in den Bauch gedrückt, ihm die Milchflasche in den Mund gerammt, ihn einmal mit der Hand um die Brust gefasst und so fest zugedrückt, "als würde man eine Zitrone mit der Hand ausquetschen".

In der Nacht zum 21. Oktober 2015 sei es schließlich im Wohnzimmer zum tödlichen Exzess gekommen. Das Kind habe, als der Vater es nachts füttern wollte, anhaltend geschrien. "Nach circa einer Stunde fasste Pascal W. den Entschluss, Leo zu töten", trägt die Staatsanwältin vor. Er habe dem Kind eine Decke über den Kopf gelegt und sich mit seinem vollen Gewicht - 88 Kilo - daraufgesetzt. Dann habe er es kräftig geschüttelt, sexuell missbraucht und es schließlich an der Hüfte gepackt und gegen die Tischkante geschlagen. Die Mutter habe währenddessen direkt nebenan im Schlafzimmer gelegen.

Pascal W.s Verteidiger verliest eine Erklärung seines Mandanten: Er räume die Vorwürfe, bis auf einige unwesentliche Details, ein. Er bereue seine Tat, er könne sich selbst nicht erklären, wie es dazu gekommen sei. Er wisse, dass durch ihn das Leben vieler Menschen aus der Bahn geraten sei. Er sei sich bewusst, dass es für das, was er getan habe, keine Worte der Erklärung und Entschuldigung geben könne.

Die Mutter gibt an, die Misshandlungen nicht bemerkt zu haben

Melanie W., die Mutter des kleinen Leo, beteuert dagegen ihre Unschuld. Unter Tränen versichert sie, sie habe in jener Nacht tatsächlich tief und fest geschlafen und nichts von dem Drama im Wohnzimmer mitbekommen. Sie sei am Abend früh ins Bett gegangen, weil sie in der Nacht zuvor wenig geschlafen habe, und sei am Morgen aus allen Wolken gefallen, als das Kind leblos im Stubenwagen lag. "Ich habe geschrien und geweint", sagt sie, "ich konnte es einfach nicht fassen. Ich wäre gestorben für mein Kind."

Auch von den vorausgegangenen Misshandlungen will Melanie W. nichts mitbekommen haben. In ihrer Beziehung zu ihrem Ehemann sei alles in Ordnung gewesen. "Es war der Himmel auf Erden", sagt sie schluchzend. Nur einmal habe er zu ihr gesagt, er sei eifersüchtig auf das Baby. "Da habe ich ihn in den Arm genommen und ihm gesagt, dass ich ihn genauso lieb habe."

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