Steuervermeidung:Take-That-Sänger Gary Barlow steht als Steuerflüchtling am Pranger

Steuervermeidung: Muss er den Verdienstorden zurückgeben? Gary Barlow, 43.

Muss er den Verdienstorden zurückgeben? Gary Barlow, 43.

(Foto: John Stillwell / AFP)

Take That: Gary Barlow und seine Bandkollegen haben in Firmen investiert, die offiziell der Musikbranche dienen sollten. Von einem britischen Gericht werden sie jedoch als reines Steuervermeidungsmodell eingestuft. Über die Konsequenzen wird noch spekuliert.

Von Alexander Menden, London

Am vergangenen Freitag dachte Gary Barlow vielleicht, die harte Kritik an seinem WM-Lied für die englische Fußball-Nationalmannschaft sei das Schlimmste, was ihm in diesen Tagen widerfahren könnte. Komiker David Baddiel, dessen EM-Song "Three Lions" 1996 ein Riesenhit war, bezeichnete Barlows Neuaufnahme des Take-That-Stücks "Greatest Day" als "Müll". Doch nun muss sich der 43-jährige Take-That-Sänger mit gefährlicheren Problemen auseinandersetzen: Ein britisches Gericht hat zwei Firmen, in die Barlow 2012 investiert hatte, als Teil eines Steuervermeidungsmodells eingestuft. Es sieht so aus, als müssten Barlow, seine Band-Kollegen Howard Donald und Mark Owen sowie ihr Manager Jonathan Wild jetzt rund 20 Millionen Pfund Steuern nachzahlen.

Die "Partnerships", die offiziell der Unterstützung der Musikbranche dienen sollten, waren von der Firma "Icebreaker Management" eingerichtet worden. Bei deren Steuererleichterungs-Strategien handle es sich in Wahrheit um reine Steuervermeidung, hat Richter Colin Bishopp geurteilt. "Kein ernsthafter und einigermaßen bewanderter Investor, dem es um einen Profit ging", hätte bei "Icebreaker" investiert, so der Richter. Mithilfe von Icebreaker haben Barlow und seine Mitinvestoren wohl bis zu 60 Millionen Pfund an Tourerlösen und Einnahmen aus CD-Verkäufen am britischen Fiskus vorbeigeschleust.

Konsequenzen der Steuerumgehung

Steuervermeidung ist, anders als Steuerhinterziehung, zwar keine Straftat, aber die Nachricht hat das Image des Sängers schwer beschädigt. Margaret Hodge von der Labour-Partei, die im Unterhaus dem Rechnungsprüfungsausschuss vorsitzt, forderte ihn am Montag auf, seinen Verdienstorden Order of the British Empire (OBE) zurückzugeben. Dieser war ihm 2012 von der Queen für seine "Verdienste für die Unterhaltungsindustrie" verliehen worden. Barlow gilt in Großbritannien als Liebling der Queen, er hat für sie schon mehrere Konzerte organisiert.

Premier David Cameron, der ansonsten nicht müde wird, Steuerflüchtlinge anzuprangern, verteidigt den Musiker. "Gary Barlow hat sehr viel für dieses Land getan", so Cameron. "Er hat Geld für wohltätige Zwecke gesammelt. Der OBE war eine Auszeichnung für diese Arbeit." Dennoch lehne er "aggressive Steuervermeidung" natürlich ab. Daher sei es richtig, dass Barlow und seine Bandkollegen die ausstehenden Steuern nun nachzahlen sollen. Barlow hatte Camerons konservative Partei bei der Unterhauswahl 2010 unterstützt.

Bisher keine Stellungnahme der Musiker

Gary Barlow hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert, ebenso wenig wie die anderen Take-That-Mitglieder. In der britischen Presse wird aber bereits darüber spekuliert, dass Take That womöglich eine weitere Tour organisieren müssen, um das Geld für die Steuernachzahlung aufbringen zu können.

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