Mitten in ... Unterföhring
Ein sonniger Tag in den nördlichen Isarauen. Wir unterbrechen die Radtour für eine Pause am Poschinger Weiher, nicht direkt ein Geheimtipp für Ausflügler, aber eine Bank in der Sonne ist frei. Das hat auch eine Spaziergängerin bemerkt: Ob da noch Platz sei? Sicherlich! Sie dankt und legt ab: Geldbörse, Schlüssel, Telefon und ein Buch, säuberlich auf der Sitzfläche drapiert. Dann geht die Frau hinunter zum Ufer – und ist bald darauf nicht mehr zu sehen. Wir spähen angestrengt und machen sie schließlich 300 Meter weiter aus, schlendernd, nur allmählich kehrtmachend. Nervosität macht sich breit: Fürchtet sie nicht um ihre Wertsachen? Hat sie die wirklich Wildfremden überlassen? Ist sie sich des Risikos bewusst? Da fällt der Blick auf das Cover des Buches, das neben ihrer Geldbörse liegt. Der Titel: „Angst verstehen und überwinden“. Michael König

Mitten auf ... La Réunion
Ich muss die Au-pair-Kinder auf La Réunion zum ersten Mal alleine mit dem Auto zur Schule bringen, und dann das: Stau. Es vergehen 15 Minuten, 30 Minuten, die Klimaanlage fällt aus, und auf der Rückbank schreit es: „Ich muss pinkeln!“ Knapp eine Stunde Stop and Go, dann haben wir endlich den Kreisverkehr erreicht. Das Einfädeln ist weniger schwierig als gedacht, denn gleich der erste Fahrer hält an und winkt uns hinein. Die nette Geste entpuppt sich als die Wurzel des Übels. Auf der Insel herrscht die unausgesprochene Regel: Im Kreisverkehr gilt zur Rushhour rechts vor links. Freundliche Großmütterchen lassen da auch gerne mal fünf Autos vor, immer mit der Ruhe. Na gut, fahren wir das nächste Mal halt um 5.45 Uhr los. Da krähen die Au-pair-Kinder: „Mais non, Annabell! Die Lehrer kommen ja auch zu spät.“ Annabell Burkhardt

Mitten in ... Nürnberg
Das Verhältnis zwischen Nürnbergern und Fürthern ist ungefähr so innig wie zwischen den Fans des FC Bayern und denen des TSV 1860. Für die Oberbayerin aber ist es kein Problem, mit der U-Bahn vom Nürnberger Plärrer nach Fürth zu fahren. Keine Ressentiments. Allerdings hatte sie schon fast vergessen, wie ruppig der Umgangston in Mittelfranken ist und dass man einige Monate braucht, um dahinter den sehr lustigen Humor und die sehr großen Herzen zu entdecken. Kurzes Zusammenzucken deshalb, als die fahrerlose, voll automatisierte U-Bahn nicht weiterfährt, die Fahrgäste sich ratlos umschauen – und dann bellt es plötzlich aus dem Lautsprecher: „Dou dei Flossn wech!“ Also, frei übersetzt ins Hochdeutsche: Hand aus der Tür, sonst geht’s nicht weiter. Es gibt kaum eine unterhaltsamere Art, angemotzt zu werden, als auf Fränkisch. Susanne Perras
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