SZ-Kolumne "Mitten in ...":"Yes, Ma'am, natürlich!"

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Wie bringt man eine Rockerbande dazu, die Gesetze einzuhalten? Der USA-Korrespondent der SZ trifft bei einem Bar-Besuch in Arizona auf eine Kellnerin, die da ihre ganz eigene Methode entwickelt hat. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Tortilla Flat

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Tortilla Flat ist ein winziger Ort in der Wüste östlich von Phoenix, Arizona, in den eine kurvige Straße führt. Es gibt dort einen Saloon, und beide - Straße und Kneipe - sind bei Motorradfahrern beliebt. An diesem Wintertag ist es kalt draußen, die sieben Kerle vom Motorradklub "Ulceros" bestellen sich daher sieben Dosen kaltes Bier, um sich aufzuwärmen. Sie wollen damit raus zu ihren Harleys, aber eine Kellnerin versperrt ihnen den Weg, eine ältere Dame, die als Cowgirl verkleidet ist. Sie hat eine hellblaue Spielzeugpistole aus Plastik umgeschnallt. "Ich kann euch mit dem Bier nicht rauslassen, das ist verboten", sagt sie. "Ja, Ma'am, natürlich", sagt der Anführer der Ulceros. Die Jungs setzen sich brav hin. Entweder die Rocker in Arizona sind sehr höflich. Oder sie haben gesehen, dass auch andere Kellner Pistolen tragen. Das sind keine Spielzeuge. Hubert Wetzel

Mitten in ... Bishoftu

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Äthiopien ist ein Land, das sich in einem bitteren Bürgerkrieg befindet. Äthiopien ist aber auch das: An einem See in Bishoftu liegt ein traumhaftes Hotel, mit Blick aufs Wasser. Nach der geruhsamen Nacht und einer Flasche äthiopischem Wein ist man noch ganz verzaubert und vergisst am Morgen in der Rezeption die Karte im Geldautomaten. Als das Missgeschick auffällt, ist die Karte weg, eingezogen, verschluckt vom Automaten. Kein Problem, sagt eine freundliche Dame am Empfang und greift zum Telefon. Fünf Minuten später rast ein Toyota Land Cruiser aus der nahen Innenstadt von Bishoftu heran, eine Mitarbeiterin der Commercial Bank of Ethiopia springt heraus, öffnet den Geldautomaten und übergibt die Karte mit einem freundlichen Lächeln, so als sei man seit Jahrzehnten der beste Kunde. Auch das ist Äthiopien. Bernd Dörries

Mitten in ... Barbate

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Kleine Pandemieflucht, dem deutschen Coronawinterblues an die Küste Andalusiens entwischt. Die Touristen sind schon weg, ein paar Bars haben noch auf, das Stimmengewirr und Gläserklirren nimmt man vorsichtshalber gleich mal auf. Nur um nicht zu vergessen, wie schön das ist. Weil die Surfer weiter im Süden auf die ganz großen Wellen warten, ist der Strand fast menschenleer. Weit entfernt taucht ein einsamer Mann auf, der einen Drachen steigen lässt. Beim Näherkommen entpuppt sich der Drachen als Papagei. Was er da macht? Er trainiere fliegen mit seinem Ara, sagt der Mann und wickelt sich die Wäscheleine um die Hand, die er dem Vogel um die Kralle geknotet hat. Der Ara krächzt halbherzig und hackt lieber Löcher ins T-Shirt des Mannes, als sich zu bewegen. Dieser Vogel gehört nicht in die Luft, sondern an die Bar. Ganz eindeutig. Iris Mayer

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