SZ-Kolumne "Mitten in ...":Ruf! Mich! Nicht! An!

Seit zwei Wochen klingelt permanent das Handy eines SZ-Redakteurs, immer dieselbe Null-Achthundert-Nummer. Schließlich geht er ran - und wundert sich sehr. Drei Anekdoten aus Deutschland und der Welt.

Mitten in ... Wasserburg

SZ-Kolumne "Mitten in ...": Illustration: Marc Herold

Illustration: Marc Herold

Das Handy brummt. Eine Null-Achthundert-Nummer. Schon wieder. Seit zwei Wochen werde ich, egal ob zu Hause in Wasserburg oder unterwegs, ständig angerufen, zu allen vorstellbaren und unvorstellbaren Zeiten. Vielleicht doch wichtig? Diesmal hebe ich ab. Ein freundlicher Herr vom Telefonanbieter fragt: "Ist alles in Ordnung?" Nun, beim Arzt war ich in letzter Zeit häufig, in Quarantäne auch. Aber besser trotzdem mal nachfragen: "Sie meinen gesundheitlich?" "Nein, nein", erklärt die Stimme: "Mit dem Handyvertrag." Ach so, mit dem ist alles okay. Die Stimme verabschiedet sich zufrieden. Für diesen banalen Dialog also haben sie einen 14 Tage lang permanent angebimmelt? Das hätte ich mal erregt ins Telefon rufen sollen. Habe ich aber nicht und bereue es bald. Daher hier: Sag mal, liebe Telekom, alles in Ordnung bei dir, ich meine, gesundheitlich? Jörg Buschmann

Mitten in ... Berlin

SZ-Kolumne "Mitten in ...": Illustration: Marc Herold

Illustration: Marc Herold

Von wildfremden Leuten auf der Straße angequatscht zu werden, gehört in Berlin zum Alltag. Leute wollen Geld oder Zigaretten, sie möchten flirten, anderen etwas andrehen oder einfach mal ihre Meinung zur Weltlage äußern. An der Frau, die im Berliner Westen jede Person, die ihr entgegenkommt, um etwas bittet, ist daher nichts Ungewöhnliches. Auch nicht an ihrem zunehmend frustrierten Gesichtsausdruck, weil alle Leute kopfschüttelnd weitergehen. Nur: Was will sie eigentlich und warum versucht sie ihr Glück ausgerechnet hier, vor einer abgelegenen Schwimmhalle? Da kommt sie schon auf einen zu und fragt: "Hast du mal 'ne FFP2-Maske für mich?" Während man noch überlegt, was das für eine neue Masche ist, sagt sie schnell: Sie habe keine dabei, brauche sie aber, um ins Schwimmbad eingelassen zu werden. Verena Mayer

Mitten in ... Marsa Alam

SZ-Kolumne "Mitten in ...": Illustration: Marc Herold

Illustration: Marc Herold

Ägypter sind oft gläubig und eher selten blau. Dafür ist das Rote Meer in Ägypten unglaublich blau. Blau und saukalt. Winterurlaub in Marsa Alam: Warum nicht mal neben Moscheen schnorcheln, anstatt über Kirchtürmen Ski zu fahren? Die blaue Kälte nimmt man gerne auf sich für einen Blick auf einen Ozeanbewohner namens Seekuh. Mit dem Schlauchboot geht es also in die Wellen. Da taucht ein Körper unter dem Boot hindurch, grazil und flink, so gar nicht kuhhaft: die Seekuh im saukalten Wasser. Eine Kuhglocke wäre am Hals dieser Kuh genauso fehl am Platz wie eine Kirchenglocke in der Moschee. Man selbst hätte jetzt gerne die Haut einer Seekuh, der Neoprenanzug nämlich bringt wenig gegen die höllische Kälte. Zittern, bangen: Entert die Seekuh das Schlauchboot? Ergebnis: Das Boot ist kein Kirchenschiff, die Seekuhlarisierung bleibt aus. Korbinian Eisenberger

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