SZ-Kolumne „Mitten in ...“:Die Erotik der Einöde

Lesezeit: 2 Min.

Illustration: Marc Herold (Foto: Marc Herold)

Ein SZ-Autor stößt mitten im südafrikanischen Nirgendwo auf einen eigenartigen Sexshop. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in … Barrydale

Die Route 62 in Südafrika führt erst durch Weinberge, dann über Bergpässe und durch im Sonnenlicht rot glänzende, immer karger werdende Landschaften. Es herrscht kaum Verkehr, zum Rennradfahren ein Traum. 25 Kilometer hinter Barrydale steht plötzlich im Nichts ein weiß getünchtes Häuschen am Straßenrand. Auf der Fassade steht in roter Schrift „Ronnies Sex Shop“, „Sex“ ist unterstrichen. Tatsächlich baumeln über der Bar in großer Zahl Büstenhalter von der Decke, aber sonst klingt das Angebot nicht gerade heiß: „Ice Cold Beer“ und „Breakfast & Light Meals“. Vor Jahrzehnten hatte Ronnie Price hier einen kleinen Laden aufgemacht, er hieß schlicht „Ronnies Shop“. Bis Freunde die Ergänzung „Sex“ einfügten. Das sollte mehr Leute animieren, mitten in der Pampa einen Stopp einzulegen. Hat funktioniert: „Ronnies Sex Shop“ ist mittlerweile Kult. Georg Ismar

(Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Chefchaouen

Mittags in einem Restaurant in der blauen Stadt: Es wird Geschmortes aus Tajines gegessen, Katzen streichen bettelnd um die Beine. Plötzlich Rufe von der Straße. Ein aufgeregter marokkanischer Polizist scheucht mit wedelnden Armen Autos und Leute vom Asphalt, als müsste er eine Schafherde vertreiben. Uniformierte Motorradfahrer preschen vor. Schließlich rauscht eine Kolonne schwarzer Wagen vorbei. Wer wird hier wohl herumchauffiert? Ein Singer-Songwriter-Superstar? Eine Schauspiel-Diva? Der Kellner sagt: „The King.“ König Mohammed VI.? Der Kellner sieht unseren erstaunten Blick –und ergänzt: „The King of the City.“ Also nicht der echte Monarch. Ist vielleicht der Provinzgouverneur gemeint? Für den verwöhnten Deutschen einerlei: Wer in seinem Land nicht für die eigenen Könige von der Straße gejagt wird, hat es doch gar nicht so schlecht. Joshua Beer

(Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Manthali

Wegen seiner steilen und kurzen Landebahn gilt Lukla in Nepal als gefährlichster Flughafen der Welt. Die kleinen Propellermaschinen, die dort landen können, starten allerdings nur bei besten Sicht- und Windverhältnissen. Nun hängen Wolken in den Bergen, unsere Trekking-Gruppe sitzt auf 500 Metern am Provinzflughafen Ramechhap fest, der etwa so klein und ungemütlich ist wie der S-Bahnhof Wolfratshausen. Jeden Tag kommen mehr Wartende hinzu, die Kathmandu Post berichtet über 1500 gestrandete Touristen, die über Lukla ins Everest-Gebiet wollen. Am vierten Tag kennt einen der Barista des „Trekkers Transit Café“ beim Vornamen und weiß, wie man seinen Kaffee möchte (schwarz, stark, heiß). „Why are you still here?“, fragt er. Gute Frage. Vielleicht will man ja gar nicht mehr weg – damit man um den gefährlichsten Flughafen der Welt herumkommt. Titus Arnu

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