SZ-Kolumne "Mitten in":Wisch und weg
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Unserer Autorin fehlt es im Türkei-Urlaub an Klopapier. Ihre pantomimische Darstellung gerät zum Fiasko. Drei Anekdoten aus aller Welt.
Mitten in ... Side
Frühwinterliche Flucht an die türkische Riviera. 22 Grad, leichter Wind, die Seele tanzt Tango. Das i-Tüpfelchen: Jeder Hotelier und Händler hier scheint mal in Köln oder Frankfurt gelebt zu haben, alles lässt sich bequem auf Deutsch regeln. Doch dann nähert sich eines Morgens eine türkische Putzfrau mit Kopftuch und weitem Gewand dem Hotelbungalow. Fragend wirbelt sie mit dem Putzlappen. Den Saustall im Inneren will man ihr nicht zumuten. Aber eine Rolle Klopapier wäre vonnöten. Also streckt man in einem pantomimischen Akt interkultureller Verständigung den Allerwertesten aus und macht ausladende Wischbewegungen. Und die Frau? Lacht sich kaputt. Und fragt, fast akzentfrei: "Toilettenpapier?" Wäre inneres Schrumpfen nach außen sichtbar, man wäre jetzt kaum größer als die ersehnte Klopapierrolle. Viktoria Spinrad
Mitten in ... Lenggries
Winter ist Handschuh-Verlier-Jahreszeit. Wo sind sie nur, die weichen, hellgrauen Lieblingsfäustlinge? Auf der Winterwanderung waren sie doch noch da. Oh nein, es sind doch die besten überhaupt! Maskiert durch Münchens City rennend, stellt man allerdings fest: Handschuhe gibt es nur noch wenige, Fäustlinge gar nicht mehr. Im Netz heißt es über das entsprechende Modell: out of stock. Aber es bleibt eine letzte Hoffnung. Ein Anruf in der Bahnhofsbäckerei von Lenggries, ob denn dort Handschuhe liegen geblieben seien. Oh, wunderbar! Und ob die vielleicht auch per Post nach München geschickt werden könnten? Weil es doch die Lieblingsfäustlinge sind! Tatsächlich scheinen in der Bäckerei Weihnachtsengel zu arbeiten. Nur wenige Tage später liegen die Handschuhe im Briefkasten. Mit einer handschriftlichen Notiz: frohe Weihnachten! Carolin Gasteiger
Mitten in ... Los Angeles
SMS vom Nachbarn: "Bin noch in der Arbeit, kannst du bitte zwei Lieferungen entgegennehmen? Ich brauche beide Sachen ganz dringend." Während des Hausarrests in Los Angeles lassen die Leute so ziemlich alles nach Hause liefern, und man will ja nicht, dass irgendwas geklaut wird. Also rübergestapft zum Haus am Ende der Straße, wo bereits zwei Lieferdienste warten und jeweils nach dem Ausweis verlangen, um das Alter zu kontrollieren - es wird schnell klar, warum das so ist: In der Kiste befindet sich Rotwein in industriellen Mengen, im Beutel ausreichend Marihuana, um einen Elefanten zu besänftigen. "Genau das, was ich nach diesem Tag brauche", schreibt der Freund, und weil man ein guter Nachbar sein will, öffnet man später selbst eine Flasche, stellt sich auf den Balkon und prostet ihm aus 200 Metern Entfernung zu. Jürgen Schmieder