Mitten in … Höganäs
Bargeld ist in Schweden im Grunde genommen überflüssig, es sei denn, man möchte bei einem dieser hübschen Erdbeerstände am Straßenrand einkaufen oder beim Hofladen neben der Unterkunft in Höganäs. Das geht nämlich nur mit der Bezahlapp Swish, also nicht mit einem deutschen Hinterwäldlerkonto. Oder eben mit schwedischen Kronen in bar. Also auf zum Geldautomaten, doch genau in diesem Moment: Wolkenbruch, Weltuntergangsstimmung. Schnell die PIN eingetippt, nach zwei Sekunden sind die Schuhe durchweicht, wie rechnet man jetzt noch mal um? Da scheint die Rettung auf: Der Betrag wird nicht nur in SEK, sondern auch in Euro angezeigt. Wie bequem. Man drückt auf „100“. Der Regen prasselt, der Automat rattert, heraus kommen: 100 Euro. Fünf makellose 20-Euro-Scheine. Sie sehen aus wie frisch gedruckt. Elisa Britzelmeier

Mitten in … München
Vor dem Stadion halten Verkäufer die letzten Karten in den Nieselhimmel. 180-Euro-Karten für Plätze unterm Dach werden zunächst für 150 Euro angeboten. Aber der Countdown, bis AC/DC auf die Bühne kommen, tickt lauter und lauter, Unruhe breitet sich aus, in ein paar Minuten schließt diese Börse. Panikverkäufe, Panikkäufe. Für 80 Euro bin ich drin. Plausch mit den Sitznachbarn, Moneytalks. Was, nur 80 Euro? Der Mann zur Rechten hatte die Tickets seiner verhinderten Freunde für nur 50 Euro einem Zwischenhändler verkauft, der später eine davon mir andrehte. Der Mann schmollt. Zur Linken eine andere Spontankäuferin, die allerdings 100 Euro bezahlen musste und sich nun betrogen fühlt. In der Mitte ich, im Regen. Sind ja gar keine überdachten Plätze. Schweigen. Wann fängt eigentlich dieses verdammte Konzert an? Martin Wittmann

Mitten in … Sakteng
„Sei brav, sonst holt dich der Migoi!“, habe seine Mutter früher oft gesagt, erzählt Kelsang. Der Übersetzer nippt Buttertee und ist im Mythos-Modus. Es geht um den legendären Migoi, auch bekannt als Yeti. Zwei Yak-Hirten aus Sakteng seien dem Migoi vor einigen Jahren mal im Dunkeln begegnet, er sei auf sie losgegangen, doch es sei ihnen gelungen, den Schneemenschen zu töten. „Wegen ihres buddhistischen Glaubens haben sie die Tat vertuscht und ihn begraben“, berichtet Kelsang, „später führten sie andere Dorfbewohner zu der Stelle. Doch der tote Körper war verschwunden. Ein Wunder!“ Vielleicht auch Jägerlatein. Obwohl es keinen Beweis für die Existenz des Schneemenschen gibt, wurde in Bhutan ein 750 Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet eigens dafür geschaffen, den Lebensraum des Yetis zu schützen. Das grenzt wirklich an ein Wunder. Titus Arnu
Weitere Folgen der Kolumne „Mitten in …“ finden Sie hier.