Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Mitten in ...":Erwischt!

Lesezeit: 2 min

Vor der päpstlichen Generalaudienz erlebt ein SZ-Redakteur die laxesten Taschenkontrollen der Welt - bis doch noch ein merkwürdiger Gegenstand auftaucht. Drei Anekdoten aus Deutschland und Europa.

Mitten in ... Rom

Perché no, man ist eh gerade in der Gegend, wieso nicht mal wieder die päpstliche Generalaudienz besuchen? Wie viele Plätze Roms sind denn schöner als Berninis Petersplatz? Also reiht man sich ein und wird mit Hunderten anderen Zeuge der laxesten Taschenkontrolle der Welt. Ein Mahlstrom an Menschen - und drei Polizisten, die ab und an widerwillig einen Blick in Rucksäcke werfen und alle gleichgültig durchwinken. Aber dann, kurz bevor man die drei passiert: Ein älterer Pilger hält dem Beamten seinen Beutel entgegen, dieser will ihn schon vorbeilassen, als er etwas erspäht. Mit spitzen Fingern greift der Beamte in den Beutel und zieht langsam, wie in Zeitlupe, ein Holzschwert heraus. Ed ecco: Das bis dahin gelangweilt dreinblickende Gesicht des Kontrolleurs erstrahlt. Von Ohr zu Ohr grinsend sagt er zum Pilger: "Nnnnno!" Gökalp Babayiğit

Mitten in ... Hydra

Zu "Freddie's" geht es nach links, jedenfalls wenn man dem handbeschrifteten Pfeil Glauben schenken mag. An der nächsten Weggabelung wieder ein Pfeil, sogar mit Zeitangabe. "Freddie's, 3 min" steht da in schwarzem Edding. Wer über die autofreie griechische Insel Hydra spaziert, entkommt den Schildern nicht. Vielleicht eine Party? Oder ein Junggesellenabschied? Für letztere These spricht, dass weitere Aufkleber auftauchen, mit dem Hinweis "Nickie's". Eines Abends ist plötzlich der Heimweg gesperrt, am Hafen laufen Menschen mit technischem Equipment herum, auf einer Dachterrasse stehen Leute in Siebziger-Jahre-Outfits und Afro-Perücken. Kabel überall, Mikrofone und der Hinweis "bitte ganz leise jetzt" - ein Filmdreh. Welche Show? Kopfschütteln. Stars? Schweigen. Seid Ihr vielleicht Freddie's? Und Nickie's? Stilles Nicken. Immerhin. Carolin Gasteiger

Mitten in ... München

Die Beine schmerzen vom Lauf durch den Park, die Hitze tut ihr Übriges, da trifft es sich gut, dass ein freundlicher Nachbar erstens die Haustür aufhält und zweitens schon den Aufzug geholt hat. Normalerweise, klar, gehen sich auch fünf Stockwerke zügig zu Fuß, aber mei, wenn der Lift schon da ist... Da ertönt plötzlich ein Warngeräusch, sirenenartig, mit gleichmäßigen Höhen und Tiefen. Oh nein, ist dieser Aufzug schon wieder defekt? Das kommt im Haus häufiger vor und ist ein Ärgernis, vor allem für die älteren Leute. Rein vom Klang her muss das diesmal was Ernsteres sein. Den Nachbarn lässt die Situation kalt, er schaut auf sein Handy. Dann murmelt er, halb erklärend: "Hab ich grad Bilder von Baustelle bekommen, muss ich Angebot machen." Schlagartig löst sich die Anspannung. Auch wenn das ein wirklich merkwürdiger Klingelton ist. Florian Kaindl

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