Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Mitten in":Ein Selfie mit Tom Cruise

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Im Viertel unseres Rom-Korrespondenten wird "Mission: Impossible 7" gedreht, und alle Anwohner müssen umparken. Das nervt - bis der Leibhaftige vor ihm steht. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Rom

Hollywood ist da, mit Tom Cruise, "Mission: Impossible 7" spielt bei uns an der Piazza. Cruise dreht Runden mit einem schwarzen Wagen, sauschnell und laut: Piazza Campitelli, Via dei Funari, Via dei Falegnami. Dreimal drei Drehtage sind dafür nötig, währenddessen müssen unsere Autos weg. Die Polizei sperrt die Straßen und hebt alle Parkplätze auf, auch die halblegalen. Wer nun denkt, das sei ein kleines Opfer an die große Kunst, der kennt Roms Parkhölle nicht: Da kreist man stundenlang und verwünscht Hollywood und die Stadtverwaltung, die das Theater zulässt. Im Viertel dachten wir schon über eine Kollektivklage nach. Dann das: Cruise lässt Selfies mit sich machen, und zwar mit jedem - mit Abstand und Maske, aber man erkennt ihn, wenn man's weiß. Er winkt nett in die Kamera und versichert sich auch mal: "Is it good? Wollen wir noch mal?" Ach, Tommme! Oliver Meiler

Mitten in ... Berlin

Nanu, was macht denn der Vermummte mit der gekrümmten Eisenstange da? Offenbar versucht er, etwas aus dem öffentlichen Briefkasten herauszufischen. Ein Postraub am helllichten Samstag mitten in Kreuzberg? Da wäre jetzt Zivilcourage gefragt, wäre der Maskenmann nicht mit diesem Eisen bewaffnet. Die Frau, die gerade noch vor ihrem Laden rauchte, ist mutiger: "Wat soll'n dat werden, wenn's fertich ist?" Da entschuldigt sich der Mann vielmals und sagt, seine Freundin habe vorhin aus Liebe seinen Reisepass in den Briefkasten geschmissen, um zu verhindern, dass er zurück nach Russland fliege. Die Geschichte ist so gut, dass man hoffen möchte, sie sei wahr. Andererseits: Wäre sie wahr, müsste man hoffen, dass sie nicht stimmte. Sein Flug geht am Sonntagmorgen. Die nächste Leerung ist aber erst am Montagabend. Boris Herrmann

Mitten in ... München

Es ist Sonntagmorgen, 8.30 Uhr, und so knackig kalt, dass man denkt, man ist bestimmt die Einzige, die sich jetzt zum Joggen aufrafft. Eingemummelt bis aufs Gesicht trabt man los und stellt schnell fest: weit gefehlt. Allein innerhalb des ersten Kilometers begegnet man zehn weiteren Joggern, und es werden nicht weniger. Die Sonne scheint, und so sind auch später, am Nachmittag, die Isarufer voll mit Menschen. In haushaltsgerechten Grüppchen, einheitlichem Tempo und mit Abstand zum Hintermann und zur Vorderfrau strahlen sie zur Sonne zurück, als könnte man bei diesem Wetter nur gute Laune haben. Nur ein Mann geht schnellen Schrittes gegen den Strom - allein. In der ausgestreckten Hand hält er sein Handy und sagt zum Bildschirm, aber für alle verständlich: "Lieber bin ich alleine als zusammen mit dummen Menschen." Veronika Wulf

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