SZ-Kolumne "Mitten in ...":"Hello, Sir!"

Lesezeit: 2 min

Der frisch entsandte London-Korrespondent der SZ merkt vor lauter Verzückung über seine neue Heimat nicht, dass er zum Störenfried wird. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Richmond

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Kleiner Ausflug nach Richmond, die neue Heimat kennenlernen. Schön hier, im Londoner Südwesten, so grün, so idyllisch, und da, schau an, ein hübsches Café, dort drüben noch eins, und hier, das Lokal, gleich gemerkt, bald mal zum Abendessen gehen. Weiter in den Park, überall sitzen die Menschen auf Picknickdecken, genießen den britischen Sommer, und da drüben spielen sie Cricket, ganz in Weiß gekleidet, ach, eine Kulisse wie hingemalt. Den Weg zwischen Menschen und Cricketspielern haben sie auch noch mit Fähnchen am Boden dekoriert, einfach lovely, dieses Großbritannien, nicht wahr? "Hello, Sir", ruft einer und winkt, jetzt wird man auch noch freundlich gegrüßt, ja ist das denn der Himmel hier? "Hello, Sir", ruft er noch mal, jetzt ein wenig lauter und auch deutlich energischer, "Sie gehen auf dem Spielfeld!" Michael Neudecker

Mitten in ... Almerimar

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Die Marina von Almerimar an der spanischen Südküste bietet Platz für fast 1000 Schiffe. Die Stadt? Na ja. Eine Luxus-Feriensiedlung, nicht schön, nicht hässlich. Aber: Es gibt hier eine Musikschule, und wenn man zwei Tage wegen widriger Winde im Hafen liegt, freut man sich über ein abendliches Konzert "auf der Terrasse": Flamenco - Gitarre, Tanz, Gesang. Wer zehn Euro Eintritt bezahlt, wird socio, also Mitglied der Escuela de Música de Almerimar, ist das nicht schön? Das Konzert beginnt um halb elf, da ist der Spanier gerade mit dem Abendessen fertig. In München, ha, da käme um die Zeit sofort die Polizei. Um halb zwölf tauchen zwei Polizeimützen im Treppenaufgang auf. Wollen bestimmt die Einhaltung der Corona-Regeln kontrollieren. Nein? Was dann? Ein Nachbar hat sich über die Ruhestörung beschwert. Bestimmt ein Deutscher, wetten? Hans Holzhaider

Mitten in ... München

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Herrenloses Gepäck erzeugt Unruhe, aber was ist mit damenlosem Gepäck? Eines Tages in der Münchner Tram. Eine Frau steigt ein, stellt ihre große Tasche auf dem Sitz ab - und verschwindet im Getümmel der Feierabendmenschen. Irritierte Blicke. Ein Mann fragt, ob er sich setzen könne. Schulterzucken bei den Nachbarn. Einige sehen besorgt in die Richtung, in die sich die Frau von dannen gemacht hat. Ob wohl so jemand aussieht, der Sprengstoff ... Doch da kommt sie plötzlich wieder angewackelt. Wo war sie? Sie habe ein Ticket am Automaten holen müssen, den Platz aber schon mal besetzen wollen. Der Mann von eben, der sich gerne auf den Taschenplatz gesetzt hätte, lacht auf. "Das kenn ich sonst nur vom Urlaub." Handtasche auf den Sitz statt Handtuch auf die Liege - für einen entspannten Start in den Feierabend. Bernhard Blöchl

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