Mitten auf ... Masbate
Rucksacktour auf den Philippinen, doch auf Masbate gerät die Reise ins Stocken. Am Hafen heißt es: „No Sailing Today“. Beim Schnellboot nach Cebu stehe die Brandschutzwartung an, nächste Abfahrt in einer Woche. Doch es gibt Hoffnung: In zwei Stunden soll auf der anderen Seite der Insel eine letzte Fähre gehen. Dutzende Taxifahrer sind zur Stelle, ein sehr junger rast mit getuntem Moped heran, an den Gepäckträger ist eine Zweiersitzbank geschweißt. Das ist unser Platz, hinter den Fahrer quetscht sich ein kugelrunder Philippiner mit Trolley in der Hand. Der Fahrer gibt Gas, die Trolley-Reifen sprühen Funken, in eineinhalb Stunden heizen wir über die Insel. Punktlandung. Die Fähre entpuppt sich als Tanker, beladen mit Rindern und Ziegen, aber nach der wilden Mopedfahrt ist uns das egal. Erkenntnis des Tages: Es geht nichts über eine Packung Vomex im Brustbeutel. Annabell Burkhardt

Mitten in … Berlin
Wer am Überleben von Print zweifelt, sollte diese Szene in einem Berliner Café im Wedding erleben. Fünf Münchner Touristen sitzen beim späten Frühstück und machen sich gierig über die ausgelegten Zeitungen her, allen voran Berliner Zeitung und Morgenpost. Während der eine aus Gewohnheit direkt zum Sport übergeht, hängen die anderen in der Klatschspalte fest. Ist ja schließlich Berlinale-Woche. Große Stars, besonders ein, da ist sich die Runde einig, leicht derangiert wirkender Timothée Chalamet. Nachdem der erste Hunger auf Schlagzeilen gestillt ist, liegen die Zeitungen, nun ja, gelesen da. Das missfällt dem Café-Besitzer, der ansonsten ausgesucht freundlich ist. Er mahnt: „Bitte die Zeitungen nicht so wischiwaschi ablegen, die sind zum Verkauf gedacht.“ Gesagt, getan. Als die Printleser aus Leidenschaft aufbrechen, ist wieder alles an seinem Platz. Florian Kaindl

Mitten in … den Karmel-Bergen
Wer Weinverkostungen in Europa gewohnt ist, vermisst auf dem israelischen Traditionsgut im Karmel etwas – die Weinstöcke. An den Hängen im weiten Rund: nirgends eine Rebe. Man bewirtschafte Hänge im ganzen Land, erklärt der Verkoster; nun ja, Israel ist klein. Er bringt drei Flaschen und erläutert detailliert: „Das ist ein Roter, das ist ein Weißer, und das ist ein etwas süffigerer Weißer.“ Probiergläser hat er nicht dabei, aber in die geleerten Gläser des Begrüßungsrosés kann man den Weißen auch schütten. Ein Glas fehlt noch, aber hey: der Becher, in dem das Besteck am Tisch stand, tut’s auch. Ein Teller für die begleitende Käseplatte ist schmutzig. Der Kellner bringt einen Packen neue, prüft sie auf dem Weg zum Tisch. Drei sind offenbar auch nicht sauber, die stellt er auf den Nachbartisch. So verkauft man eher keinen Wein. Klaus Bachhuber
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