Mitten in ... Philadelphia
Besuch bei einer Freundin, erstes Treffen mit ihrem Mann. "Wollt ihr nach New York fliegen?", fragt er sofort, er hat vor Kurzem ein Leichtflugzeug gekauft. In 20 Minuten sei man dort, tolle Aussicht, alles easy. Er zeigt Bilder von Manhattans Skyline, Vogelperspektive. Beeindruckend, aber warum darf man da eigentlich so nah ran? 9/11 und so. Gar kein Problem, sagt er, auch am Flughafen keinerlei Sicherheitschecks. Seine Maschine? Von 1963, aber hey, dass sie schon so alt ist und immer noch fliegt, zeige ja nur, wie gut sie sei. Er dringt auf eine Entscheidung: Abflug in etwa zwei Stunden? Klingt nach Abenteuer, aber die Vorsicht überwiegt. Lieber den Typen erst mal kennenlernen. Später beim Abendessen ziehen dunkle Wolken auf, ein Himmel wie Tinte, dann Sturm, Gewitter, Wolkenbruch. Fester Boden unter den Füßen kann sich so schön anfühlen. Moritz Geier
Mitten in ... München
Sonntagabend auf der Couch, auf einmal klingelt das Handy. Anonymer Anrufer. "Hallo?" - "Hier Polizei Neuperlach, vermissen Sie Ihr Portemonnaie, so ein graues mit Band?" - "Äh, ja...?" - "Hab ich hier, ich bring's Ihnen eben vorbei, ist grad nicht viel los. Also nicht ins Bett gehen jetzt, bitte!" Okay, durchatmen, das waren viele Informationen auf einmal. Denn erstens war noch gar nicht aufgefallen, dass der Geldbeutel verschwunden ist (das wäre ein schöner Start in den Montag geworden), und zweitens: Die Polizei kommt einfach so bei einem vorbei, um Fundsachen zurückzubringen? Tatsächlich klingelt es 20 Minuten später an der Tür. Im Portemonnaie fehlt nichts, sogar der Zehn-Euro-Schein ist noch drin. Der Polizist zückt ein Zettelchen mit einer Handynummer: "Die ist vom Finder, wir sollen ausrichten, dass er gern Spatenbräu trinkt." Sara Peschke
Mitten in ... Feldkirchen-Westerham
Hornissen im Anflug, eine schwirrt im Arbeitszimmer, eine andere im Bad. Wo haben sie ihr Nest? Im Dachboden ist nichts zu entdecken, aber vom Küchenfenster aus ist Flugbetrieb am Gartenhäuschen zu sehen. Hier lehnt das alte Klepperfaltboot, sie nutzen die Verschnürung der Hülle als Eingang für ihr Nest. Ein schlechter Platz, so nah am Haus. Man könnte sie ja mitsamt Boot umsiedeln, weiter weg vom Haus etwas tiefer in den Garten, vielleicht neben den Bach? Der erste Versuch endet mit einem Stich, es muss also ein Fachmann ran. Den schickt die untere Naturschutzbehörde, und tatsächlich: Die Umsiedlung gelingt, das Boot liegt jetzt weiter hinten im Garten, als Regenschutz wird eine Liege über Boot und Nest gezogen. Hornissenglück. Und trotzdem: Im nächsten Frühjahr sollten wir vor ihrer Nestbau-Zeit den Garten aufräumen. Roswitha Budeus-Budde
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