SZ-Kolumne "Mitten in ...":Sushi à la française

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

In Frankreich isst man Maki und Sashimi mit Baguette? Ein SZ-Redakteur wundert sich über die kulinarischen Verirrungen der Pariser - bis er merkt: Er hat da was falsch verstanden. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Paris

Gestresst von den Massen in der Métro und müde vom Slalomlaufen zwischen den Müllbergen auf den Trottoirs von Paris, die wegen des Streiks nicht abgeholt wurden, beschließen wir: Lass uns Sushi holen und im Hotelzimmer essen. Bei der Abholung fragt der Sushi-Verkäufer, wie viele Baguettes man möchte. Baguette zum Sushi? Eins reicht eigentlich, sage ich. Das Sushi ist vorzüglich, war nicht mal teuer, aber auch beim zweiten Nachsehen findet sich in der braunen Papiertüte kein Baguette. Hat er wohl vergessen, nicht schlimm. Die Auflösung des Rätsels folgt am nächsten Tag. Besuch im Naturkundemuseum, in der Ausstellung geht es um Essen im Austausch der Kulturen. Ein Schaukasten über Asien. Und siehe da: Baguette heißt nicht nur "Stange", wie wir es im Französischunterricht gelernt haben, sondern auch: Stäbchen. Oliver Klasen

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

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Mitten in ... Monte Carlo

In einer Stadt, in der das Tiramisu 14 Euro kostet und manch einer seine Seele verpfänden würde, um Mitglied im Yachtclub zu werden, ist für Understatement kein Platz. Die Schiffe mit einfallsreichen Namen wie sYnergYY (ja, in dieser Schreibweise!) sind groß. So groß, dass zwei von ihnen an der Hafeneinfahrt liegen, weil der Hafen zu klein für sie ist. Nicht erst seit Filmen wie "Wolf of Wallstreet" oder "Triangle of Sadness" würde man den Besitzern mal einen Ausflug bei tüchtigem Seegang wünschen. Die wiederum haben, zumindest kulinarisch, überraschend einfache Wünsche. Am Steg steht ein Pizzabote, sein schüchternes "Hallo?" verhallt ungehört, erst die Hupe lockt die Crew an. Bei der Übergabe der sechs Kartons zeigt sich, dass Größe nicht mit Großzügigkeit zu verwechseln ist: Trinkgeld bekommt der Bote keines in die Hand gedrückt. Johannes Bauer

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

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Mitten in ... Hannover

In memoriam: Besuch bei der Mutter und Großmutter der Töchter in Hannover. Eigentlich ging es längst nicht mehr allein in der Wohnung. Zu sehr war die Demenz fortgeschritten. Was tragisch, aber in aller Tragik manchmal auch lustig war. Etwa, als ihr Gebiss verschollen war. Das passierte zum Ende ihres Lebens ziemlich oft. Meist fanden sich die dritten Zähne hinterm Bett, im Zahnputzbecher oder in anderen Bechern oder auch mal zwischen Blumentöpfen. Diesmal aber war es vertrackt. Trotz ausgiebiger Suche blieb das Gebiss verschollen. Natürlich ein Problem, denn Nahrung sollte nicht immer nur aus Kuchen bestehen, der ohne Zähne gern gelutscht wurde. Schulterzuckend saßen wir nach langer Suche auf dem Sofa und wollten den Zahnarzt um Ersatz bemühen. Plötzlich lacht sie. Wir fanden das Gebiss: in ihrem Mund. Lars Langenau

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