Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Mitten in ...":Hundsgemein

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Von wegen: Wir müssen draußen bleiben! Wie eine Kundin es schafft, das Hundeverbot im Supermarkt zu umgehen. Oder besser: zu umtragen. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Osnabrück

Gerade will man die EC-Karte aufs Lesegerät legen, da blickt die Kassiererin irritiert Richtung Eingang. "Die will doch wohl nicht ihren Hund reinbringen?", fragt sie mehr sich selbst als irgendwen anders. Doch: Die Kundin packt ihren kurzbeinigen Begleiter in einen faltbaren Hunderucksack, schnallt sich diesen auf den Rücken und betritt den Laden. "Den können Sie hier nicht reinbringen!", ruft die Kassiererin. "Kann ich wohl", erwidert die Kundin, als habe sie auf die Ermahnung nur gewartet. "Im Rucksack ist ein Hund ein Wertgegenstand. Das ist im Gesetz verankert!" Während die Kundin mit ihrer hechelnden Last energisch Richtung Gemüseabteilung schreitet und die Kassiererin ebenso energisch die Nummer des Filialleiters wählt, tütet man seine Einkäufe in der beglückenden Gewissheit ein, dass der deutsche Supermarkt kein rechtsfreier Raum ist. Alexander Menden

Mitten in ... Montauk

Ein Besuch im Montauk Point Lighthouse scheint der richtige Gegensatz zum trubeligen Manhattan zu sein. Dank Zug und Fahrdienst-App ist der Trip auch ohne Mietauto zu schaffen. Dachte man. Bei der Hinfahrt klappt alles, doch für die Rückfahrt mag das kleine Auto-Symbol in der App sich partout nicht zu einem hinbewegen. Der Puls steigt: In 30 Minuten geht der letzte Zug. Vergebliches Umschauen nach einem Taxi. Noch 20 Minuten. Auch kein anderes Uber-/Lyft-Auto in der Nähe. Noch 15 Minuten. Trampen? Hat man noch nie probiert. Also verzweifelt auf dem Parkplatz ein junges Paar angesprochen und die Situation erklärt. Ob man ein Massenmörder sei, wollen sie wissen. Äh, nein. Da haben sie schließlich Erbarmen. Am Bahnhof hechtet man dankend aus dem Auto und hört einen der beiden noch rufen: "Run, boy, run!" Christopher Stelmach

Mitten in ... Bad Kohlgrub

Seinerzeit, auf dem oberbayerischen Dorf, da war ja faktisch jeder mit jedem verwandt, versippt oder verschwägert. Wenn jetzt in Bad Kohlgrub zu "Baaz und schwarze Daune", dem großen Theaterstück über die Kurbad-Geschichte des Ortes, das halbe Dorf auf der Bühne steht, ist das auch ein maximales Verwandtschaftstreffen. Hier schnaderhüpfeln Cousin und Cousine, dort empört sich die Tochter des Cousins, da gibt die Schwiegertochter der Tante die Wirtin ... Für die "Städterer", die auf, ja: Verwandtschaftsbesuch hier sind, ergeben sich ganz neue Erkenntnisse. Der "scheue Pastor" auf der Bühne gehört auch zur Sippschaft, über drei Ecken, da schau her. Und über den Zweig, der ins Nachbardorf gezogen ist, hat man Verbindungen zu einem der Jesus-Darsteller drüben in Oberammergau. Einen Jesus in der Verwandtschaft - wer hat das schon! Klaus Bachhuber

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