SZ-Kolumne „Mitten in …“:Maradona unser

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Marc Herold)

Ein SZ-Autor verlässt Neapel mit gleich zwei Maradona-Trikots. Wie der wortkarge Verkäufer ihm die wohl aufgeschwatzt hat? Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in … Neapel

Wer durch Neapel läuft, weiß: Das ist für immer Diegos Stadt, ob er nun seit vier Jahren tot oder nur „zum Auswärtsspiel gefahren“ ist, wie es Regisseur Paolo Sorrentino poetisch formulierte – damals, als die Stadt in Trauer versank. Natürlich braucht das Patenkind eines dieser allgegenwärtigen Maradona-Trikots des SSC Neapel. Der Verkäufer, Typ älterer neapolitanischer Brummbär, legt zwei hellblaue Jerseys mit der heiligen Nummer zehn vor – eins mit Buitoni als Brustsponsor (Diegos Meistermannschaft der Saison 86/87), eins mit Mars (Diegos zweiter Streich 89/90). Welches nehmen? „Signore, welches war das bessere Team?“ Plötzlich strahlt der Brummbär, seine Augen leuchten, sie erinnern sich. Er lächelt, schüttelt den Kopf: „Tut mir leid, ich kann mich nicht entscheiden.“ Grazie. Dann nehme ich wohl beide. Gökalp Babayiğit

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … München

Irgendetwas haben sie an sich, die zwei Bedienungen im bayerischen Wirtshaus gegenüber vom Südbad. Sie sind beide schwarz angezogen, haben dieselbe schlanke Figur und dieselbe nachhaltig gebräunte Hautfarbe. Das schwarze Haar trägt die eine offen, die andere im Pferdeschwanz. Beim Bedienen wechseln sie sich fließend ab. Eine die Getränke, die andere das Essen, so eingespielt geht das weiter, bis alles auf dem Tisch steht. Während des Essens ist man in Gedanken woanders, man plaudert über dies und das. Dann wieder Auftritt des geheimnisvollen Duos: Die eine räumt den Tisch ab, die andere registriert den Wunsch zu zahlen, die Kollegin wiederum kassiert ab. All das wäre vermutlich nicht der Rede wert und hätte man bald wieder vergessen, würde da nicht dieser eine Satz ganz unten auf der Rechnung stehen. Er lautet: „Es bediente Sie: Batgirl.“ Florian Kaindl

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Teheran

Als Journalist in Iran bekommt man, toller Service, einen Übersetzer an die Seite. Von einer vom Regime zugelassenen Agentur. Ein Vorteil daran: Der Übersetzer bezahlt öfter für mich. Weil westliche Karten nicht funktionieren, der Sanktionen wegen, habe ich Geld gewechselt, dicke Bündel, ein Euro ist 45 000 Rial wert. Und stehe damit in Teheran vor ratlosen Gesichtern. Im Café muss der Chef kommen, der Kellner findet das Wechselgeld nicht. Wer zahlt schon noch bar? Mein Übersetzer zahlt selbst den Mopedfahrer per App, der uns durch den stehenden Verkehr fährt. Seit einem Jahr, sagt er, hatte er kein Cash mehr in der Hand. So digital lebt es sich in der Islamischen Republik? Na ja, sagt mein Übersetzer, wolle man zum Beispiel eine Whatsapp schreiben, brauche man einen VPN-Zugang, um die staatliche Sperre zu umgehen. Er grinst. „Hat aber jeder.“ Raphael Geiger

Weitere Folgen der Kolumne „Mitten in …“ finden Sie hier.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKalifornien
:US-Milliardär soll Sand für seinen Privatstrand geklaut haben

Offiziell sind in Kalifornien alle Strände öffentlich, doch Villenbesitzer versuchen seit Jahrzehnten, Besuchern den Zugang zu erschweren. Nun hat es ein Unternehmer möglicherweise besonders weit getrieben.

Von Jürgen Schmieder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: