SZ-Kolumne "Mitten in ...":Endlich Post!

Lesezeit: 2 Min.

Eine SZ-Autorin will im bulgarischen Trigrad ein paar Ansichtskarten verschicken - und bringt damit das halbe Dorf in Aufruhr. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Trigrad

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Trigrad liegt auf 1240 Metern hoch über der Schlucht, in der Orpheus seine Eurydike verlor, es hat ungefähr 685 Einwohner und eine Post mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten, Montag bis Freitag, 7.30 bis 12.30 und 13.30 bis 16.30 Uhr. Es ist freitags, 10.30 Uhr, und die Tür ist zu. Eine Frau mit Kopftuch kommt mit einem Eimer Kartoffeln aus dem Keller. "Geschlossen?", fragt sie. "Sie ist sicher irgendwo draußen." So viel Bulgarisch kann man sich zusammenreimen. Eine andere Frau, die auf der Bank vor dem Haus sitzt, weist über den Dorfplatz und sagt: "Da drüben." Die Gemischtwarenhändlerin tritt hinzu. "Post?" Dann ruft sie über die Straße: "Iri!" Die Angesprochene erhebt sich aus dem Schatten eines Pflaumenbaums, eilt lächelnd, und so schnell sie mit ihrer Gehhilfe kann, auf den ausländischen Gast mit den Ansichtskarten zu. Endlich Post! Viktoria Großmann

Mitten in ... München

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Hauptbahnhof München, im Zwischengeschoss. Schnell noch was auf die Hand kaufen, bevor ich in wenigen Minuten am Gleis stehen muss. Eile, Eile. Ah, das vertraute Schild mit dem geschwungenen M. Komisch, keine Warteschlange. Also hin zur Theke. Haben die umgebaut? Egal. Ich, schon mit meinem Portemonnaie in der Hand: "Zwei Cheeseburger und eine mittlere Pommes bitte." Mann hinter der Theke: "Die Pommes dick oder dünn?" Ich: "Äh, wie bitte? Normal ..." Mann: "16 Euro 35." Ich: "Was? Nee." Mann: "Doch, 16 Euro 35." Ich: "Nein! Ein Cheeseburger kostet doch zwei Euro oder so!" Mann, ungerührt: "Bei uns nicht." Jetzt bin ich richtig empört. "Also, ein Cheeseburger kostet hier am Bahnhof dreimal so viel wie in einem normalen McDonald's?!" Mann: "Wir sind nicht McDonald's. Das ist eins weiter." Marc Schürmann

Mitten in ... Wiesbaden

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Hunde sind keine Stadtmenschen. Sie gehen nicht gern in Kneipen, hassen Beton und Lärm. Ein Besuch in Wiesbaden ist für einen Labrador ländlicher Herkunft deshalb kein reines Vergnügen, so schön die Stadt auch ist. Oskar muss im Park an der Leine bleiben, darf nicht im Ententeich schwimmen und nicht die Kurpromenade umgraben. Beim Abendessen in der Goldgasse wird seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Die Tische stehen dicht an dicht, auf den Tellern liegen saftige Steaks. Vor dem Lokal gegenüber sitzt eine buschige Katze, die provozierend grinst. Eine nächtliche Begegnung auf der Straße gibt Oskar dann den Rest. Ein behinderter Mops, dessen Hinterbeine in einem Hunderollstuhl festgeschnallt sind, kreist keuchend mit seinem Gefährt um den Labrador. Oskar bleibt friedlich, aber sein Blick sagt: Hilfe, ich will heim in meinen Garten! Titus Arnu

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