Mitten in … München
Ein Freitagmorgen in einem Discounter im Münchner Osten. Ein junger Mann bittet an der Kasse um „Camel“-Zigaretten, er spricht das Wort allerdings deutsch aus. Mehrmals muss er es wiederholen, bis die Kassiererin endlich versteht, was er meint. Dann weist sie mit einer ungeduldigen Geste auf die Regale neben dem Kassenband und erklärt ihrem Kunden mit etwas ruppigem Charme, dass es das gibt, was es eben gibt, und nicht das, was er sich wünscht: „Wir haben kein Kamel, auch keinen Delfin und keinen Löwen“, belehrt sie ihn; ihr Kunde verlässt den Laden schließlich ohne Zigaretten. Wenig später signalisiert die junge Frau an der Kasse ihrem Kollegen, dass sie dringend eine Pause braucht: „Oh Mann, ich muss unbedingt was trinken, ich hab so einen Frosch im Hals.“ Sie grinst: „Wenigstens ist es kein Kamel.“ Barbara Mooser

Mitten in … Stellenbosch
Als der Tourguide nach Stellenbosch reinfährt, staunt er, als sähe er die südafrikanische Weinstadt zum ersten Mal. „Schaut euch das an!“, ruft er. Niedrige Zäune, offene Läden, keine Gitter an den Schaufenstern. Da, wo er herkommt, sagt der Guide, aus den armen Vierteln Kapstadts, würde schnell ein Ziegelstein durch so eine blanke Scheibe fliegen. Spätestens als eine Gruppe weißer Radfahrer ihre teuren Rennräder an der Straße abstellt, um ein Bier zu trinken, fällt der Groschen: Stellenbosch ist so was wie München-Harlaching am Westkap. Und münchnerisch ist auch die Chuzpe einiger Verkehrsteilnehmer. In einer vollen Straße setzt einer zurück, unbeirrt von der Schlange hinter sich, um einen Parkplatz zu bekommen. Der Guide fasst es kaum. „Wenn du das bei einem Taxifahrer in Kapstadt bringst: Der steigt aus und haut dir ins Gesicht.“ Joshua Beer

Mitten in … Deiva Marina
Von einer Work-Life-Balance kann im Restaurant des kleinen Campingplatzes in Ligurien kaum die Rede sein. Der freundliche Betreiber schmeißt den Laden nicht nur praktisch alleine, nebenbei betreut er auch drei seiner Kinder. Die größeren beschäftigen sich immerhin halbwegs selbst, der Dreijährige mag aber nicht recht einsehen, dass sein Papa arbeiten muss. So nimmt der die Bestellungen auch schon mal mit Kind auf dem Arm auf. Doch irgendwann geht es nicht mehr, es kullern die Tränen. Während die Erwachsenen immer ratloser werden, haben unsere Kinder eine Idee: Sie fangen an, zwischen den Tischen mit dem Knirps Fangen zu spielen, sehr zur Freude des Restaurantbetreibers. Die Pasta der Kinder geht im Gegenzug aufs Haus. Und auch für den Cappuccino am nächsten Tag wird kein Geld mehr angenommen. Christoph von Eichhorn
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