Mitten in … München
Ali hat im Lehel einen viel gerühmten Obst- und Gemüseladen. Die Qualität seines Angebots gilt als vorbildlich. Die Qualität seiner Witze? Nun ja. Ein älterer Herr will Spargel kaufen, und da er kein Preisschild entdecken kann, fragt er nach. „Der kostet 13,90 das Kilo“, sagt Ali. Der Interessent schluckt, Ali schaut mitleidig. Ja, das sei teuer, sagt er, „ich würde den nicht kaufen“. „Wie bitte?“, fragt der Kunde. „Sie raten mir von Ihrem eigenen Spargel ab?“ Ali nickt. Ein paar Hundert Meter weiter sei ein Laden mit besseren Preisen. „Wollen Sie mich veräppeln?“ Ali schaut so treuherzig, dass der Kunde nach einigem Zögern sein Misstrauen aufgibt. Neuer Versuch, doch noch mit Ali ins Geschäft zu kommen: „Ich brauche auch noch Erdbeeren.“ Die Früchte sehen wunderbar aus. Und was sagt Ali? „Die würde ich auch nicht kaufen.“ Karl-Heinz Büschemann
Mitten in … Yosemite
Die beiden Männer haben es eilig. Rechts neben ihnen eröffnet sich ein wunderbarer Talblick: hohe Nadelbäume, noch höhere Felshänge und ein sich schlängelnder Gebirgsbach. Doch das Vater-Sohn-Gespann nimmt sich kaum Zeit für das Yosemite-Tal im gleichnamigen US-Nationalpark. Das Ziel? Die Spitze der Yosemite Falls. Um dorthin zu gelangen, müssen sie aber an einem vorbei. Als Vater und Sohn beim Überholen bemerken, dass man mit seinem Partner Deutsch spricht, halten beide kurz inne. „German?“, fragt der Vater. Aus Deutschland? Man nickt eifrig, und seine Antwort folgt rasch: „Der Park ist überrannt. Nur noch Deutsche hier“, sagt er – auf Deutsch, zu einem deutschen Pärchen. Er schüttelt den Kopf und stiefelt mitsamt Sohn weiter die Sierra Nevada hinauf. Vielleicht trifft er unterwegs ja lieber ein paar Bären. Max Fluder
Mitten in … Dion
Ein Hotel am Fuß des Olymps, noch in der Vorsaison. Etwa 40 Gäste verlieren sich in einem für 200 Personen ausgelegten Restaurant. Also auf zu einem schönen Platz am Fenster und die Köstlichkeiten genießen, die es reichlich am Buffet gibt. Plötzlich tritt eine ältere Dame heran. „Verschdehet Sie Deutsch?“, fragt sie inquisitorisch. Man nickt, sie fährt fort: „Nehmed Sie’s ned übel, aber hier isch reserviert.“ Man müsse nicht sofort aufstehen, aber beim nächsten Mal solle man sich bitte woanders hinsetzen, schließlich sei ihre Busreisegruppe schon den vierten Tag da. Zwar steht da kein Reserviert-Schild, und im Speisesaal sind noch mindestens 35 andere weiß eingedeckte Tische frei. Aber Ordnung muss schließlich sein. Drei Tage später ist die Gruppe weg und der ohne Reservierungsschild reservierte Fensterplatz wieder frei. Nichts wie hin. Michaela Pelz
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