SZ-Kolumne "Mitten in ...":Tablosch por cincosch perschonosch
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Ein SZ-Autor möchte auf Madeira die einheimische Küche genießen, blamiert sich aber, bevor er das Lokal überhaupt betritt. Drei Anekdoten aus Deutschland und Europa.
Mitten in ... Madalena do Mar
Was kann man an einem verregneten Urlaubstag auf Madeira Besseres tun, als mittags essen zu gehen? Geschmorten Kraken und Degenfisch mit Banane probieren, dazu eine Flasche Wein, ein ideales Programm. Das Fischlokal "A Poita" an der Südküste haben Einheimische empfohlen. Da es Sonntag ist und wir wahrscheinlich nicht die Einzigen sind, die diesen Geheimtipp kennen, rufe ich im Lokal an, um einen Tisch für fünf Personen zu reservieren. Ich spreche Italienisch und ein bisschen Spanisch, aber kein Portugiesisch, die Inhaberin kein Englisch oder Deutsch. "Vorrei prenotar um tablosch por cincosch perschonosch", stammle ich in peinlichem Fantasie-Portugiesisch und buchstabiere meinen Namen. Als wir dort ankommen, sind wir die einzigen Touristen, am einzigen reservierten Tisch. Auf dem "Reservado"-Schild steht eindeutig, wer hier sitzen soll: "Aleman". Titus Arnu
Mitten in ... Berlin
Wochenendtrip nach Berlin, Geldbeutel weg, der Verlust fällt aber erst am nächsten Morgen auf. Der kleine Tracker, der im Portemonnaie versteckt war, zeigt als Standort an: irgendwo bei Ansbach. Huch? Wie ist der Geldbeutel dorthin gekommen? Ist Mittelfranken etwa ein Umschlagplatz für Taschendiebesgut? Kurz darauf: Mail von Nastja. Ich bin Ukrainerin und habe deinen Geldbeutel beim Reichstag gefunden. Weil ich einen Zug erreichen musste, habe ich ihn mitgenommen. Ich wohne in Rothenburg ob der Tauber. Was soll ich tun? Liebe Nastja, bitte schicke den Geldbeutel per Post und behalte das Bargeld als Finderlohn. Fünf Tage später liegt das Portemonnaie im Briefkasten. Alles drin, bis auf den Tracker. Nastja hat ihn in ihre Handtasche gesteckt - diese wurde gestohlen. Warte, das haben wir gleich! Was sagt die App? Standort nicht verfügbar. Nadeschda Scharfenberg
Mitten in ... München
Am Gärtnerplatz steht die Sonne schräg über den Häusern, bei Aperol Spritz genießen die Leute in den Cafés die letzten Sonnenstrahlen, bei Bier auf den Stufen vor den Geschäften. Ein Flaschensammler mit Fahrrad nähert sich, deutet auf eine der leeren Flaschen: "Dürfte ich die wohl haben?" Als sein Wunsch erhört wird, revanchiert er sich umgehend: "Möchten Sie dafür einen politischen Witz, einen makaberen Witz oder einen Flachwitz hören?" Man entscheidet sich für den politischen. "Warum patrouillierten russische Polizisten immer zu zweit in der DDR?", fragt er und antwortet sogleich: "Damit sie wenigstens gemeinsam auf den IQ eines Achtjährigen kommen." Über seinen eigenen Witz lachend, rollt er sein Fahrrad davon, mit den Bierflaschen im Korb. Jetzt würde man schon gerne wissen, was der Flachwitz gewesen wäre. Veronika Wulf
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