SZ-Kolumne "Mitten in ...":I can't dance, I can't quak

Lesezeit: 2 Min.

Auf dem "Genesis"-Konzert in London erhält eine SZ-Redakteurin tierisch seltsame Nachrichten aus der Heimat, die sich auf das Textverständnis auswirken. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... London

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Die Karten für Genesis in London haben ein paar Kröten gekostet, dazu der Flug, das Hotel, aber ach Gott, was soll's, der letzte Konzertbesuch ist eine pandemische Ewigkeit her. Also noch schnell ein Bier geholt, bevor es gleich losgeht. Die Luft vibriert - und das Handy auch. Textnachricht aus der Heimat, bad news zur Unzeit: "Mama, wir haben eine Froschplage." Genauer: acht Frösche im Garten, "oder Kröten", überhaupt scheint der ganze Ort voller hüpfender Bestien zu sein. Was, wenn die das Haus entern? Im Verlauf der ausufernden Konversation fallen die Worte "Todesschreck", "Krötengift" und "Froschphobie", das Bier wird immer lauwärmer. Bestimmt hat Phil Collins gleich einen Frosch im Hals. Hat er nicht, allen Unkenrufen zum Trotz. Doch er singt an diesem Abend, da gibt es kein Verhören: "I can't dance, I can't quak." Nadeschda Scharfenberg

Mitten in ... Kelchsau

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Die Schneegrubenspitze macht ihrem Namen alle Ehre. Im Tal ist T-Shirt-Wetter, am Berg liegt noch genügend Schnee für eine Skitour. Die Route führt aus der Kelchsau in den Kitzbüheler Alpen über Forstwege, Steilhänge und einen Grat auf den 2237 Meter hohen Gipfel. Oben bin ich fast allein - bis fünf Leute gleichzeitig ankommen: ein einheimischer Extremsportler, ein deutsches, ein österreichisches Paar. Wir knipsen uns gegenseitig vor dem Kreuz. Das österreichische Paar schwitzt und ist etwas wortkarg. Ich frage die beiden, ob ich sie auch fotografieren soll. "Vielleicht schon, heute ist unser Hochzeitstag! 17 Jahre." "Tut mal so, als wärt ihr immer noch verliebt!", witzelt einer der Anwesenden. Anstatt zurückzuwitzeln, nehmen sich die beiden in die Arme und küssen sich lange und stumm. Ein stiller Höhepunkt der Romantik, auf über 2000 Metern. Titus Arnu

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Mitten in ... Scharm el-Scheich

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Scharm el-Scheich ist leer. Die Ukrainer: abgereist. Die Russen: abgereist, bis auf ein paar, mit denen man beim Yoga im Hotel zusammentrifft. Drei Frauen, ein Mann, wir strecken uns unter Palmen, verrenken Beine und Arme. Wie gerne würde man fragen, was sie von Putin halten, dem Krieg, der Massenflucht. Aber es herrscht konzentriertes Schweigen. Vor ein paar Wochen lagen hier noch Ukrainer und Russen gemeinsam am Strand. Wie das ging? "Sie haben einfach nicht darüber geredet", sagt die Yoga-Lehrerin, eine junge Frau aus Belarus, die angefangen hat, Deutsch zu lernen. Für die Urlauber, die hoffentlich bald kommen. Bis dahin ist das "Morning Stretching" schon mal auf Englisch. Das Handy der Trainerin liegt auf dem Boden, verstohlen blickt sie hinunter: leg, knee ... Der Google-Übersetzer hilft bei der Neuausrichtung. Monika Maier-Albang

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