SZ-Kolumne „Mitten in …“Doppelt satt

Lesezeit: 2 Min.

(Illustration: Marc Herold)
(Illustration: Marc Herold) (Foto: )

Eine SZ-Redakteurin nimmt sich auf Kreta einer Straßenkatze an und wundert sich, wie das zierliche Tier solche Riesenmengen an Futter verschlingen kann. Hätte sie bloß mal genauer hingeschaut. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in … Stalos

Das Miauen ist nicht herzzerreißend kläglich, sondern klingt eher wie ein abgehackter Befehl, laut und fordernd. Und sobald wir einmal angefangen haben, darauf mit Katzenfutter aus dem in dieser Sparte bestens ausgestatteten Touristen-Supermarkt zu reagieren, ist das Maunzen sehr regelmäßig auf der Terrasse der Ferienwohnung zu hören. So regelmäßig, dass schnell die Frage aufkommt, wie eine kleine, dünne Katze – männlich oder weiblich, so nah sind wir uns nie gekommen – so viel Futter in sich hineinstopfen kann. „Unsere“ kretische Straßenkatze mit weißen Beinen und getigertem Rücken braucht offensichtlich dringend unsere Hilfe, sonst würde sie wohl nicht so durchdringend danach verlangen. Erst als wir uns später die Urlaubsfotos anschauen, wird uns plötzlich klar: Es waren zwei verschiedene Katzen. Nadja Lissok

(Illustration: Marc Herold)
(Illustration: Marc Herold) (Foto: )

Mitten in … Washington

Eine riesige Baustelle verengt die Fahrbahn in Washington, D.C., der Bus steht im Stau, und unendlich langsam schiebt sich der Verkehr unter einer Brücke durch. Zum Glück hat das Kind gute Laune und unterhält die anderen Fahrgäste mit fröhlichem Geplapper – das, weil es auf Deutsch stattfindet, allerdings niemand versteht. Eine ältere Dame auf dem Sitz gegenüber lächelt freundlich und fragt dann auf Englisch, woher wir kommen. „Aus Deutschland“, antwortet der Vater. Wie alt das Kind denn sei, will die Frau nun wissen. Auf die Antwort hin macht sie große Augen. „Zweieinhalb Jahre alt“, ruft sie, „und kann schon Deutsch sprechen!“ Gut, Englisch kann das Kind dafür nicht und auch keine andere Sprache. Aber trotzdem: So haben wir das noch nie betrachtet und verbuchen es ab jetzt auch als bemerkenswerte Leistung. Nadja Schlüter

(Illustration: Marc Herold)
(Illustration: Marc Herold) (Foto: )

Mitten in … München

Auf dem Weg zur U-Bahn an der Schwanthalerhöhe fällt der Blick auf die andere Straßenseite. Die Auslage vom Marktwagen der bayerischen Metzgerei leuchtet verführerisch golden herüber. Mit dem Fleisch ist das ja so eine Sache. In der Theorie verzichtet man gern drauf. Aber wenn jetzt das Wetter wieder schöner wird und die Würste so herrlich auf dem Grill brutzeln … So sehen das auch die beiden Männer, die sich nach dem Einkauf am Stand unterhalten. Die Schwester der Freundin sei ja Vegetarierin, sagt der eine. „Wie sehr?“, will der andere wissen. Na ja, es gebe zum Essen eben Grillkäse „und so Zeig“, sagt der erste wieder, aber Gott sei Dank kein Tofu. „Weil des Tofu schmeckt ja nach gar nix.“ Kurzes Nicken, dann verabschieden sie sich von der Frau an der Theke. Sie lächelt nur und fasst zusammen: „Wenn Männer übers Kochen reden. Interessant zum Zuhören.“ Florian Kaindl

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