Mitten in ... Klobenstein
Der Ritten ist ein so ruhiger, romantischer Ort, dass man glauben könnte, er sei von Südtirol-Marketing erfunden worden. Während der Wanderung auf dem Hochplateau bei Bozen hört man Kuhglocken bimmeln, Hummeln summen mit E-Bikern um die Wette. Beim Hotel Tann oberhalb von Klobenstein ist nur das Knarren von Zirben zu hören, sonst ist es still. Bis das Hupen des Linienbusses die Idylle zerstört. Jedes Mal, wenn der Bus am Hotel vorbeikommt, drückt der Fahrer auf die Hupe. Was soll das? Die Kurve ist nicht besonders eng, auf der Straße steht keine Kuh. "Das ist wegen unserem Zimmermädchen", sagt der Hotelchef, "der Busfahrer ist verliebt in sie." Seit drei Wochen gehe das so, "und wir beobachten ganz vorsichtig, ob sein Hupen am Ende von Erfolg gekrönt sein wird". Alle hoffen insgeheim, dass der Busfahrer bald erhört wird, damit wieder Ruhe ist auf dem Ritten. Titus Arnu
Mitten in ... Kairo
Late-Night-Shopping in der Innenstadt von Kairo, nur wenige Meter vom Tahrir-Platz entfernt. Kurz vor Ladenschluss noch in eine Boutique gehuscht. Plötzlich steht eine junge Frau mit Gesichtsschleier neben mir, sie will beraten. Fatma ist Libyerin und erst seit wenigen Monaten in der Stadt. Sie bringt ein blaues Kleid in die Umkleide, über die Lautsprecher läuft Koranrezitation. Angezogen sieht es ziemlich schrecklich aus, erzähle ich ihr, als sie hinter dem Vorhang nach Feedback fragt. Wirklich? Eigentlich wollte sie es sich selbst holen. Dann probiere es doch an, schlage ich vor. Nur wenn du Wache hältst, sagt sie, damit der Chef den kleinen Rollentausch nicht bemerkt. Wenige Sekunden später öffnet sie den Vorhang: Da steht sie vor mir und strahlt, das blaue Kleid steht ihr fantastisch. Es ist das letzte Stück, und es hat nur auf sie gewartet. Dunja Ramadan
Mitten in ... München
In dieser Bar ist München noch so bussi-bussi wie einst in "Kir Royal". Zwei Menschen fragen nach einem Tisch, sie haben nicht reserviert. "Das Haus ist voll!", sagt der Kellner, erschwerend kommt hinzu, dass die Neuankömmlinge auf zwei weitere Personen warten. Aber was tut man nicht für die Kundschaft? Jedenfalls für die weibliche. Ein kleiner Tisch neben der Tür ist noch frei, schnell werden zu den zwei dazugehörigen Stühlen zwei weitere herangerückt. "Voilà Ladies!", sagt der redselige Kellner. Pause. "Ihr seid doch hoffentlich alle vier Mädels?" Keine Sorge, ja, antwortet man - und dass man sich schon ein bisschen wie am Katzentisch fühle. Kommentar des Kellners: "Ihr seid ja auch vier Katzen." Um seine Aussage noch zu unterstreichen, bringt er einen Gruß, nicht aus der Küche, sondern von sich selbst: ein Schälchen feinste Sahne. Carolin Gasteiger
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