SZ-Kolumne "Mitten in ...":Mein Abteil gehört mir!

Lesezeit: 2 Min.

Ein SZ-Redakteur will sich im ICE mit seiner Familie ins Familienabteil setzen. Sieht so aus, als wären noch Plätze frei. Aber denkste! Drei Anekdoten aus Deutschland und Europa.

Mitten in ... Kassel

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Die guten Menschen von der Deutschen Bahn haben eine "Information" zum ICE 787 nach München, der eigentlich in zehn Minuten abfahren soll: Der Zug fällt aus, ersatzlos. Es wäre ja auch wirklich zu einfach gewesen, mit Gepäck und zwei Dreijährigen an der Hand, die schon sechs Stunden auf den Beinen sind. Also 90 Minuten in Kassel-Wilhelmshöhe totschlagen, dieser Perle Hessens. Der nächste Zug ist übervoll. Das Familienabteil aber halb leer - denkste! Eine Frau mittleren Alters (ohne Familie) verweigert den Zutritt. Das müsse alles frei bleiben, viel zu gefährlich, Pandemie, Corona, Ansteckungsgefahr! Sie schimpft und fuchtelt, Diskussion zwecklos. Drei Teenager kriegen das Drama mit, laufen uns hinterher: Sie würden ihre Plätze im Nachbarabteil hergeben, für uns, einfach so. Es gibt sie noch, die guten Menschen. Michael König

Mitten in ... Marina di Castagneto Carducci

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Modisch ist Italien nicht nur das Land von Armani und Versace, sondern leider auch das Land der Bademützenpflicht, über deren Einhaltung eine Armada von Bademeisterinnen und Bademeistern wacht. So wird am Campingplatz-Pool an der etruskischen Küste jeder herausgerutschte Zopf mit einem Trillerpfiff geahndet, auf dass er subito wieder unter die Kappe gestopft werde. Eines Vormittags kommt ein italienischer Hipster daherstolziert, ein Prachtexemplar: Ganzkörpertätowierung, Ringe in den Ohren, beachtlicher Rauschebart. Was sagt die Bademeisterin? Niente, die Bademütze sitzt vorschriftsmäßig, und für Bärte gibt es keine Regeln. Der Hipster darf also nach Lust und Laune im Wasser herumfusseln. Nach dem Baden entwringt er seinem Bart einen Schwall, dann zieht er die Kappe ab. Darunter: eine spiegelblanke Glatze. Nadeschda Scharfenberg

Mitten in ... Thal

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Die Landschaft rund um Graz ist lieblich und grün. Dort, wo Buschenschänke locken und die Steiermark sich in Gelassenheit übt, ist er aufgewachsen, der Terminator, der Mister Universum, der Gouverneur von Kalifornien. Das Arnold-Schwarzenegger-Museum erinnert an den berühmten Sohn. Es ist in seinem Geburtshaus untergebracht, einem ehemaligen Forsthaus, gleich beim künstlich angelegten Thalersee. Vor dem wiedereröffneten Haus ("We Are Back!") stehen eine Arnie-Statue und eine Art Telefonzelle. Diese entpuppt sich als "kleinste Kraftzelle der Welt", mit einem Fitnessgerät für die Arme. Ein kleiner Junge hüpft um die bunte Attraktion und liest laut: "Mit Kraft zum Erfolg." Dann sagt er zu seinen Eltern: "So was will ich auch, und dann werde ich Präsident!" Die Mutter verdreht die Augen. "Lies du erst mal ein Buch!" Bernhard Blöchl

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