Mitten in ... Florenz
Post aus Florenz, von der Polizia Municipale. Ein Strafzettel, acht Monate nach den Sommerferien. Das Vergehen: mit 51 durch die 50er-Zone gebrettert. Das Bußgeld beträgt 49,98 Euro bei Sofortzahlung und 126,11 bei Nichtzahlung. Was bei Nichtzahlung der Nichtzahlung passiert, steht nirgends. Auch nicht im Kleingedruckten, aber da finden sich andere interessante Details, zum Beispiel über den Blitzer, einen "Velocar VRS-EVO-T 12-5-R mit Kalibrierschein Nr. H616_2021_ACCR_VX Kabeljau. V01". Kabeljau? Unser Auto ist weder mit einer Heckflosse noch mit Belüftungskiemen ausgestattet. Verfügt die Radarfalle womöglich über ein Fischaugen-Objektiv? Des Rätsels Lösung findet sich auf dem italienischen Original, das mit der deutschen Übersetzung im Kuvert steckt. Statt eines Fischnamens steht dort "Cod.", wie Kodex. Oder wie das englische Wort für: Kabeljau. Nadeschda Scharfenberg
Mitten in ... Amsterdam
Interview im Van-Gogh-Museum bis 14 Uhr. Jetzt noch die Sammlung anschauen. Ich stopfe meine Sachen ins Schließfach. Es ist ein schlüsselloses System, man muss eine sechsstellige Zahl an einem Terminal eingeben. Ich tippe meinen Geburtstag. Und los. Ah, die Mandelblüten! Die Sonnenblumen, Wunder in Gelb! Das irre Iris-Bild, das ich noch nie gesehen habe! Müde und hungrig komme ich zurück in die Garderobe. Doch egal wie oft ich meinen Geburtstag eingebe oder Varianten davon, kein Kästchen öffnet sich. Weil ich nicht mehr weiß, welches meines war, gibt es laut Personal bloß eins: Warten, bis das Haus schließt, dann öffnen sich alle Fächer von selbst. Was tun in den zwei Stunden, ohne Jacke, Geld, Handy? Also noch mal die Bilder anschauen. Aber ach, wie schal sie plötzlich wirken! Sonnenblumen, Mandelblüten, ich will nur raus hier. Thomas Kirchner
Mitten in ... Peking
Als neulich Annalena Baerbock in Peking war, hatten Teile des Pressetrosses ein Problem: Abends hatten sie Hunger, doch kein Restaurant akzeptierte ihre Kreditkarten, und weit und breit kein Geldautomat. Eine mitgereiste Kollegin schrieb mir: "Wie bezahlt man hier eigentlich?" Nun, Einheimische nutzen fast ausschließlich Bezahl-Apps, aber für die braucht man ein chinesisches Konto, und dafür wiederum brauchen Ausländer eine Aufenthaltsgenehmigung. Ein Dilemma, wenn die, wie in meinem Fall, fast einen Monat auf sich warten lässt. Aber es geht noch komplizierter: Geld von einem ausländischen auf ein chinesisches Konto überweisen? Unmöglich. Man muss es bar abheben und dann bar wieder einzahlen. Das Leben wäre einfacher, könnte man mit Muscheln und Steinen bezahlen. Die armen Kollegen jedenfalls mussten mit leerem Magen ins Bett. Florian Müller
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