SZ-Kolumne "Mitten in ...":Ein Chef zum Fürchten

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Ein SZ-Redakteur wird im ICE unfreiwillig Zeuge eines Telefonats zwischen einer Führungskraft und einer Angestellten. Fazit: Manche Klischees sind leider allzu wahr. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Erfurt

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Wer oft ICE fährt, hört mit, ob er mag oder nicht. Unvergessen der junge Herr, der abwechselnd zwei Frauen anrief und sie jeweils seiner Treue und Liebe versicherte. Oder die Frau, die am Handy tatsächlich beichtete, Näheres ist für Minderjährige nicht geeignet. Diesmal ist die Stimme leise, ein giftiges Flüstern zwei Sitze weiter hinten; der ICE verlässt gerade Erfurt. "So, Sie dachten, die Besprechung sei um elf, Frau Soundso. Was meine ich wohl, wenn ich neun sage? Meine ich elf?" Ein Blick zurück: ein fetter Mann in teurem Anzug. "Können Sie mir einen Grund sagen, warum ich Sie weiter beschäftigen soll?" Es gibt Chef-Klischees, die jäh Gestalt annehmen. Dann zischt das Klischee: "Hallo! Hallo?" Offenbar hat Frau Soundso einfach aufgelegt. Wir wünschen ihr für ihre berufliche Zukunft von Herzen alles Gute. Es kann nur besser werden. Joachim Käppner

Mitten in ... Augsburg

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Der Lehrermangel macht es möglich, dass nicht nur Menschen, die schon immer von dem Beruf geträumt und fleißig aufs Staatsexamen gebüffelt haben, in bayerischen Schulen unterrichten dürfen. Nein, auch mittelalte Magisterinnen der Germanistik mit Lebens- und Auslandserfahrung tummeln sich jetzt an der Schule, zum Beispiel in Augsburg. In ihrer ersten Stunde auf der anderen Seite der Macht zitiert die frischgebackene Lehrerin aus dem pädagogischen Fundus der Lehrer ihrer eigenen Kinder. Motto für die Deutschklasse, geliehen von einem australischen Grundschullehrer in Singapur: Egal, was ihr macht. Egal, wie ihr diesen Unterricht verwertet. "It's your choice." Einige Wochen später, nach ein paar Rügen wegen versäumter Hausaufgaben, die Nachfrage, wer sich an das Motto erinnert. Antwort eines Zehntklässlers: "It's your Scheiß oder so ähnlich ...?" Genau! Susanne Perras

Mitten in ... Ocean Beach

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Dieser Weihnachtsbaum ist vielleicht an Schönheit, aber ganz bestimmt nicht an Krummheit zu übertreffen. Er steckt auch Anfang Januar noch aufrecht im Sand von Ocean Beach, San Diego, und biegt dann Richtung Mexiko ab, je weiter oben, umso entschiedener. Die Stadtverwaltung hat Verhaltensregeln aufgestellt. "Reserviert für: Baum anschauen. Bitte sehen Sie davon ab, die Sichtbarkeit durch Tische zu blockieren." Wem muss man so etwas mitteilen? Den jungen Leuten, die hier rumsitzen und eine qualmen, dem Geruch nach keine Marlboro? Oder dem Typen im Hoodie, der etwas apathisch auf der Mauer kauert? Ein Mann, roter Hipsterbart, will mit dem Hund an den Strand. Schon knarzt ein Lautsprecher: "Hunde erst ab 16 Uhr erlaubt." Der Mann kehrt um, der Typ im Hoodie regt sich. "This is God speaking", sagt er. "Da muss man gehorchen." Detlef Esslinger

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