SZ-Kolumne „Mitten in …“:Bitte noch einen Drink, Herr Roboter

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Marc Herold)

Ein SZ-Autor ist zu Besuch in Hagen, seiner alten Heimat. Doch er muss feststellen: Zumindest im China-Restaurant ist jetzt alles anders. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in … Hagen

Am Ende einer langen Wanderung durch die Wälder der alten Heimat endlich zum Essen ins China-Restaurant in Hagen. Hat sich ziemlich verändert hier, es gibt jetzt nur noch ein großes Buffet, All you can eat, keine Speisekarten mehr. Auch gut. Mit vollem Teller zurück an den Tisch, der fast erwachsene Sohn mit noch vollerem. Ein bisschen in den Prospekten blättern, die da herumliegen. Oha: Wer kein Getränk bestellt, zahlt zwei Euro Aufpreis. Macht nichts, wir haben Getränke bestellt. Oha, oha: Wer seinen Teller nicht leer isst, fünf Euro Aufpreis! Die Teller werden also mit Mühe leer gegessen. Jetzt zahlen bitte, die Kellnerin kommt herbei und sagt: Weil heute Feiertag ist, Aufpreis! Macht für zwei Personen 65 Euro. Immerhin inklusive der Getränke, die allerdings nicht die Kellnerin brachte, sondern, kein Witz, ein Roboter. Marc Schürmann

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Bogotá

Samstag, neun Uhr. Alles ist bereit für den Marsch zum Unabhängigkeitstag Kolumbiens. Das Volk schwenkt Fahnen, Kinder tröten, das Militär steht stramm. Doch einer fehlt: der Präsident. Eine Stunde, zwei Stunden. Während Einzelne aus dem Militär Streckübungen machen, versucht das Orchester, die Leute mit Musik bei Laune zu halten. Doch die Sonne lässt die Geduld schmelzen. „Das passiert auch nur in Kolumbien“, schimpft einer. „Wir sind doch nicht in Venezuela!“, ein anderer. „Er hat halt keine Eier!“, ein Dritter. Dann, um 12.08 Uhr, taucht er plötzlich auf: Gustavo Petro, ganz in Weiß, unter hämischem Klatschen des Publikums. Pünktlich, wenn man so will, zur „hora Petro“, der „Petroischen Stunde“. Ein informeller Ehrentitel, den ihm seine regelmäßigen mehrstündigen Verspätungen eingebracht haben. Auf manches kann man sich eben doch verlassen in Kolumbien. Viktoria Spinrad

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … München und Stuttgart

Deutschlandticket, treuer Garant für Tarif-Bequemlichkeit, egal wo. Bis zu diesem Tag. In der S-Bahn zum Zug materialisiert sich das Ding bei der Kontrolle partout nicht auf dem Handy. Also folgt eine Rechnung über „erhöhten Fahrpreis“, die aber nach Vorlage des Tickets an jedem Bahnhof annulliert werden könne. Am Münchner Hauptbahnhof klappt es vor der Weiterfahrt schon mal nicht. Minimum eine Stunde müsse man warten, um die Sache an einem Schalter zu schildern, heißt es an der Info. In Stuttgart angekommen der zweite Versuch. Dort hört man: „Sie müssen an keinen Schalter. Für Probleme mit Deutschlandtickets bin ich zuständig. Das kann jeder an der DB-Infotheke einer größeren Stadt.“ Offenbar ist München zu klein. Oder die Werbung über Baden-Württemberg stimmt: Wir können alles! Der Mann am Stuttgarter Schalter sogar Hochdeutsch. Michaela Pelz

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