SZ-Kolumne „Mitten in …“:Verwarnung vom Parkplatzhirsch

Lesezeit: 2 Min.

(Illustration: Marc Herold) (Foto: )

Eine SZ-Redakteurin stellt ihr Auto in Freiburg am Straßenrand ab – und findet später an ihrer Windschutzscheibe einen selbstgeschriebenen Strafzettel. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in … Freiburg

Geparkt am Straßenrand in einem Freiburger Wohnviertel, hinter einem Mittelklassewagen. Am nächsten Tag ist das vordere Auto weg und die Parklücke leer. Dafür klemmt ein zusammengefaltetes Papier unterm Scheibenwischer. Ein Strafzettel? Eher ein Strafpredigtzettel, abgerissen von einem Notizblock, weiße Großbuchstaben auf rotem Hintergrund. SCHEISSE GEPARKT! Darunter mehrere Kästchen zum Ankreuzen. Unser Vergehen laut dieser Liste: „Ein Auto, zwei Plätze!?“ Anzahl der Ausrufezeichen auf der Vorderseite des Zettels: zehn. Auf die Rückseite ist mit Kugelschreiber eine Notiz gekritzelt. „Führerschein weg! Wenn das Auto noch weiter steht, wird es geschoben. Ich habe 280 PS.“ Zu guter Letzt folgt der Hinweis: „Du bist nicht alleine auf der Welt!“ Das nicht. Aber alleine in einer Parkbucht, die locker für zwei reichen würde. Nadeschda Scharfenberg

(Illustration: Marc Herold) (Foto: )

Mitten in ... Louisiana

Unterwegs zum südöstlichsten Zipfel Louisianas überfällt einen der Hunger. Aber das kulinarische Angebot ist hier im Sumpfgebiet, wo am Straßenrand überfahrene Alligatoren verwesen, überschaubar. Es beschränkt sich auf einige wenige Fischerbuden – was nicht unbedingt mit einem Qualitätsverlust der Speisen einhergehen muss: Immerhin werden hier im Brackwasser Austern gezüchtet, die durch das tropische Klima und das Süßwasser aus dem Mississippi dick und fleischig werden. Auf der Speisekarte werden „Oyster Buns“ angeboten. Klingt verlockend. Aber wer hätte gedacht, dass die Amerikaner selbst Austern in Bierteig wälzen und als Nuggets im Sandwich servieren, mit Eisbergsalat und Ketchup? Zumindest in den Südstaaten sollte man es also wörtlich nehmen, das amerikanische Kulinarik-Motto: „It ain’t food if it ain’t fried.“ Léonardo Kahn

(Illustration: Marc Herold) (Foto: )

Mitten in ... Leipzig

Auf „Urban Photography“-Tour mit neuer Kamera: Graffiti, alte Hausfassaden, hier und da Ruinen. Zum Urbanen gehört aber auch die herumstehende städtische Jugend, die das Bildermachen seltsam findet. Zwei Halbstarke lösen sich aus ihrer Gruppe, treten näher: ob sie auf den Fotos zu sehen seien. Das wäre ihnen nicht so lieb, und der schmucke Apparat da könne ja schnell mal kaputtgehen. Da entdeckt einer den Aufnäher an der Jacke des Fotografen: „Bist du beim Bund?“ Die Luft wird dicker. Bis ihn der Kumpel anstößt: „Nee, schau mal, da steht Österreich.“ Entwarnung, die Jacke ist Secondhand und stammt von der Armee, doch eben der österreichischen. Für die Leipziger Jungs okay. Sie wollen trotzdem noch die Fotos sehen, entdecken aber nichts als vollgesprühte Wände. „Warum fotografierst du so was?“ Spöttelnd ziehen sie ab. Everyone’s a critic. Joshua Beer

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