Kolumne „Mitten in …“:Stillen? Da könnte ja jede kommen

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Marc Herold)

Die China-Korrespondentin der SZ ist auf Deutschland-Besuch und kommt auf die abwegige Idee, ihr Baby in der DB-Lounge stillen zu wollen. Na dann, herzlich unwillkommen! Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in … Frankfurt

Das Kind ist hungrig, aber Stillen am kalten, überfüllten Bahnsteig? Als Ortsfremde, die sonst in Peking lebt, schaut man ratlos. Vielleicht in die DB-Lounge? Dort gilt jedoch Zutrittsverbot, selbst für Reisende mit 1.-Klasse-Ticket, wenn diese ein Sparangebot genutzt haben. Auch kein Zutritt mit hungrigem Baby? Na gut, der Bahn-Mann will eine Ausnahme machen. „Aber bitte nicht im Premium-Bereich sitzen.“ Um die Stimmung zu lockern, ein Scherz: Man bietet an, über diese gute Erfahrung in China zu berichten. „Aber nein!“, ruft der Mitarbeiter panisch. „Sonst stehen morgen 50 Millionen Chinesinnen mit Baby vor der Tür.“ In China gibt es an jedem Bahnhof Familien-Lounges, Stillzimmer und Wickelräume. Aber das sagt man lieber nicht. Stattdessen sucht man sich den unbequemsten Hocker in einer zugigen Ecke. Ein Ansturm der Chinesen ist eher nicht zu befürchten. Lea Sahay

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … München

Immer lebten wir in guter Nachbarschaft mit den Vögeln in der Stadt. Sahen durch die bodentiefe Fensterfront den Tauben zu bei ihren Formationsflügen und wie sie sich nach der Landung auf den Dachgiebeln in langen Ketten reihten. Verfolgten die Meisen, wie sie einander von Baum zu Baum nachjagten. Waren Zeugen, als die Polizei fünf Stockwerke tiefer den Gehsteig absperrte, weil dort ein gerade erst flügge gewordenes Krähenkind unbeholfen herumhüpfte. Hörten das Flöten, Tschilpen, Krächzen der Vögel, ihr Scharren in der Dachrinne über uns. Alles in bester Ordnung. Kürzlich ließ die Hausverwaltung nach 25 Jahren erstmals neue Fensterscheiben in die Glasfront einsetzen – noch bessere, blitzblanke Sicht. Am nächsten Tag hatten die Vögel drei der Elemente mit langen Spritzern von oben bis unten, nun ja, sagen wir: eingeweiht. War vorher nie passiert. Maxi Frieling

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Buchs

Ein öder Zweckbau, typisch Raststätte halt, dafür besonders schön gelegen. In allen Richtungen ragen die Alpen gen Himmel, hinter einem Deich verbirgt sich der Rhein. Der Plan – ohne Halt in der Schweiz von Italien nach Deutschland – war ein anderer. Aber die Blase zwickt, ein Stopp muss sein. Doch was ist das? Neben den Klos führt eine unscheinbare Tür zu einer Terrasse, in deren Mitte das Schloss Vaduz steht. Ein Nachbau, natürlich. Das reale Vorbild lässt sich mit bloßem Auge erhaschen und durch ein Fernrohr inspizieren. Aufgestellt hat das der Nachbar von der anderen Rheinseite: Liechtenstein, genauer gesagt, eine vom Fürstentum finanzierte Agentur. Den Gang zum Klo adelt das. Vielleicht sollte man den Machern aber eines nicht sagen: Die Raststätte hat pro Jahr gut dreimal so viele Besucher wie Liechtenstein Übernachtungsgäste. Max Fluder

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