SZ-Kolumne "Mitten in ...":Lost in Ostwestfalen

Lesezeit: 2 Min.

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mit dem Flugzeug nach Paderborn und dann weiter mit dem Mietwagen: Klingt nach einem guten Plan für eine Dienstreise. Ein SZ-Autor aber stellt fest: Die Sache hat einen Haken. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Paderborn

Geschäftsreise ins Ostwestfälische. Klingt entspannt, kann aber aufreibend werden, denn am Flughafen von Paderborn kann man keinen Mietwagen abholen und abgeben, sondern nur im 60 Taxi-Euro entfernten Gewerbegebiet der Stadt. Der bekannte Autovermieter mit den grell-orangenen Firmenfarben hatte auf seiner Internetseite den hilfreichen Hinweis wohl einfach vergessen. Man kann ja nicht an alles denken. Der genervte Reisende steht nun also in der Mittagssonne auf dem Vorplatz des Airports. Wo sind die Taxis? Keines zu sehen. Alles wie tot. Doch halt, da rollt mit Schrittgeschwindigkeit eines heran. Der Fahrer ist allerdings nicht im Dienst. Immerhin bequemt er sich, die Scheibe runterzulassen. "Kommt vielleicht noch ein Taxi?", fragen wir ihn mit banger Hoffnung. "Glaube ich nicht", sagt er, "donnerstags ist hier nie viel los." Karl-Heinz Büschemann

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Trapani

Vor der Kirche der Heiligen Seelen des Fegefeuers im sizilianischen Trapani ist ein Blasorchester aufgezogen, mehr als 100 uniformierte Musikerinnen und Musiker. Sie spielen nicht Humbatätärää, der Dirigent, erkennbar an seiner wallenden Dirigentenmähne, lässt hochkomplexe Werke erklingen. Doch beim Pianissimo gerät etwas außer Takt. Ein neuer, wilder Rhythmus rumpelt aus einer Ecke des Platzes, wo fliegende Händler Süßigkeiten und Nüsse verkaufen - und rot-weiße Plastiktrommeln. Ein Mädchen hat eine bekommen, mit der Begeisterung des Blechtrommlers Oskar Matzerath bearbeitet es das Instrument. "Nadia", brüllt eine offenbar erziehungsberechtigte Stimme, dann sind Trommel und Stöcke elterlich konfisziert. Bevor das Schreien der verhinderten Trommlerin die umliegenden Fenster bersten lässt, hebt das Blasorchester zum Fortissimo an. Jan Bielicki

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Negombo

Die Kunst des Smalltalks beherrschen Sri-Lanker und Sri-Lankerinnen auffallend gut. Beim Bummel durch den schwülheißen Küstenort Negombo wird man als käseweißer, schwitzender Tourist nicht etwa ausgelacht, sondern immer wieder freundlich angesprochen: "Wo kommst du her? Bist du zum ersten Mal in Sri Lanka? Wie heißt du?" Die Antwort auf die letzte Frage wird mit der überraschenden Feststellung quittiert: "Titus? Oh, ein sri-lankischer Name." Wie sich herausstellt, nimmt das Gespräch auch bei anderen Leuten diese Wendung. Daniela? Ein sri-lankischer Name. Peter? Ein sri-lankischer Name. Tina? Ein sri-lankischer Name. Ach, wirklich? Oder ist das nur eine Strategie, um ein Verkaufsgespräch einzuleiten? Auf dem Weg zum Hotel fällt mir ein Firmenschild auf: "Titus & Company". Mein Namensvetter ist Wirtschaftsprüfer. Titus Arnu

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