Mitten in … Trøllanes
Kalsoy ist eine der abgelegensten Inseln der Färöer. Im Dorf Trøllanes steht ein einsames Haus an einer vermatschten, von Schafen gesäumten Wiese, hier muss der 45-minütige Weg zum Leuchtturm Kallur hergehen, der auf einer Steilklippe steht. Plötzlich stürmt eine Frau mit Kreditkartenlesegerät aus dem Haus. 200 Kronen. Pro Person. 26 Euro. Es gebe da jetzt auch den Grabstein von James Bond zu sehen. Die Färöer sind findig, wenn es ums Ankurbeln des Tourismus geht: Hier wurde die Schlusssequenz des letzten Bond-Films „Keine Zeit zu sterben“ gedreht, in der 007 von einem Feuerball verschluckt wird. Dorfbewohner haben einen Gedenkstein aufgestellt, darauf der Trauerspruch: „Die eigentliche Funktion des Menschen ist es zu leben. Nicht zu existieren.“ Daniel Craig übrigens war gar nicht auf der Insel. Er wurde per Computer in die Szene montiert. Georg Ismar
Mitten in … Saint-Rémy-de-Provence
Fünf sehr nasse und sehr kalte Tage in Südfrankreich haben ihre Folgen: Der Mann hat sich eine ordentliche Erkältung eingefangen und hustet ohne Unterlass. Das trübt den frühsommerlichen Urlaubsgenuss natürlich ziemlich, immerhin aber helfen diese akustischen Signale, um ihn in den trubeligen Straßen und Gassen von Saint-Rémy-de-Provence nicht aus den Augen zu verlieren. Doch auf einmal ist der Mann nicht mehr zu finden. Dafür hustet jetzt ein rosa Plüschflamingo, der in einer Auslage vor einem Souvenirshop sitzt. Noch während man sich wundert über dieses doch eher ungewöhnliche Spielzeug-Feature, fällt der Blick auf das Schild, das an dem Korb neben dem Tier befestigt ist: „Ich wiederhole alles“, steht da in verschiedenen Sprachen. Einen besseren Wegweiser zum hustenden Mann kann es gar nicht geben: Man findet ihn im Laden wieder. Barbara Mooser
Mitten in … München
Endlich mal ein Abend, an dem es nicht regnet in München. Man könnte tatsächlich meinen: Es wird Sommer. Die Linden stehen in voller Blüte, es duftet herrlich, die Heimfahrt mit dem Rad entlang der Isar könnte ewig dauern. Auf der Corneliusbrücke fällt der Blick auf ein dunkles Etwas: Ein Biber läuft kreuz und quer über die Straße. Also schnell absteigen und Autos, Taxis und Busse um den Biber herumleiten. Und dann versuchen, das Tier von der Straße zu scheuchen. Doch der Biber ist furchtbar genervt, setzt sich auf seinen breiten Schwanz, knurrt und faucht. Bewegen mag er sich nicht. Da taucht Unterstützung auf, drei junge Frauen auf dem Fahrrad. „Könnt ihr mal helfen?“ Die drei fangen vor Begeisterung zu quietschen an, doch haben sie andere Pläne: „Dürfen wir ein Video von dir und deinem lustigen Tier für Tiktok machen?“ Julia Rothhaas
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