SZ-Kolumne „Mitten in ...“:Connections muss man haben

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Marc Herold)

Kurz vor dem Aufbruch zu einer London-Reise merkt eine SZ-Redakteurin: Der Reisepass ist abgelaufen. Doch in ihrem Adressbuch gibt es eine Telefonnummer, die Hoffnung verleiht. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in … Egling

Freitagabend, der Flug nach London geht am nächsten Tag. Höchste Zeit, das Wichtigste zusammenzutragen, Geld, Handy, Reisepass. Beiläufig fällt der Blick auf den Ausweis: gültig bis 2/2024. Panisch wird die Bundespolizei angerufen, ob man am Flughafen einen vorläufigen Reiseausweis kriegen kann. Ja – aber den, erklären die Beamten, akzeptieren die Briten seit dem Brexit nicht mehr. Es müsse ein provisorischer Reisepass sein, den die Heimatgemeinde ausstellt. Die hat aber bis Montag zu. Man sieht die Reise schon flöten gehen, da fällt einem die Handynummer des Bürgermeisters ein. Nach einer schlaflosen Nacht der erlösende Rückruf: Ja, die Gemeinde sperrt ausnahmsweise am Samstag auf. Und die Angestellte überreicht den Pass mit treffenden Worten: „Gell, jetz sans froh, dass in Egling wohnen. Wenns in Minga wären, wärens jetz am Arsch.“ Claudia Koestler

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Barbian

Im Rittner-Horn-Haus quartiert sich in schöner Regelmäßigkeit eine Katze ein, die offenbar die Sommerfrische auf der Alm genießen will. Immer, wenn es ihr beliebt, wandert sie vom Tal hinauf zur Schutzhütte, die immerhin auf 2260 Metern Höhe gelegen ist. Ihr Aufstieg dauert meist zwei, manchmal auch drei Tage, erzählt die Wirtin, die in der Zwischenzeit schon einen Anruf der Besitzerin erhalten hat, ob ihre Katze wieder mal oben auf der Hütte sei. Ein paar Tage lässt sich das Tier auf dieser herrlichen Aussichtskanzel mit Blick aufs Bozner Unterland, die Dolomiten und die Sarntaler Alpen verwöhnen und füttern – und steigt dann, wenn es ihm reicht, wieder ab. Die Hüttenwirtin ruft inzwischen wieder bei der Besitzerin durch, sie solle sich ja keine Sorgen machen um ihr Haustier. Katze müsste man sein, vor allem in Südtirol. Isabel Bernstein

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Tamraght

Es ist der erste Abend in einem marokkanischen Dorf am Meer. Man kennt weder den besten Weg im Dunkeln die Hügel hinauf zur Unterkunft noch die örtlichen Taxipreise und vertraut lieber dem Kellner im Strandlokal, der sagt, dass sein „Freund“ ein ortskundiger Fahrer sei. Am Ende einer Sackgasse weiß dieser allerdings nicht mehr weiter und lässt die Fahrgäste aussteigen – nicht ohne den fünffachen handelsüblichen Preis zu kassieren. Zu Fuß weiter ist man schnell wieder auf einer „größeren Straße“, die in Tamraght nur eine staubige und unbefestigte Schneise zwischen den Häusern ist. Und wer kommt da entlanggetuckert? Der Kellner-Freund und Fahrer winkt mit großen Gesten wieder zurück in sein Auto. Nächster Zustellungsversuch also. Auch dieser scheitert – diesmal aber immerhin deutlich näher am Ziel. Nadja Lissok

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