SZ-Kolumne "Mitten in ...":Ick bün all hier!

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Eine SZ-Redakteurin stellt im Urlaub in den Niederlanden fest: Grimms Märchen sind mitnichten frei erfunden. Drei Anekdoten aus Deutschland und Europa.

Mitten in ... Bruinisse

Es ist voll entlang der schmalen Straße, die zum Badeplatz führt. Nein, keine Touristen, trotz Hochsaison in den Niederlanden - und das auch noch mit Sonnenschein. Dieses Fleckchen Erde zwischen den Meeresarmen von Zeeland scheint ein guter Ort zu sein für einen menschenleeren Urlaub. Stattdessen: Heerscharen von Kaninchen. Überall sitzen sie im Gras, wechseln hakenschlagend von rechts nach links und wieder zurück, als wollten sie den Zweibeinern im Auto noch ein bisschen Adrenalin mitgeben, bevor die gleich ihre Stehpaddelbretter zu Wasser lassen für die Sundowner-Tour. Nur dort vorne, da ist ein ruhender Pol im Gewusel. Trägt keine langen Ohren, sondern Stacheln am Körper: Es scheint was dran zu sein an der Geschichte vom Hasen und vom Igel und der Weisheit, dass Hektik kein guter Weg ist, um ans Ziel zu kommen. Eva Dignös

Mitten in ... Gaiole in Chianti

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

In Chianti gibt es nicht nur Wein, sondern auch eine bekannte Radroute, die Eroica. "Wir möchten, dass die Leute die Schönheit der Erschöpfung und den Kick der Überwindung wiederentdecken", sagte der Erfinder Giancarlo Brocci über die Rennstrecke, die traditionell mit historischen Rennrädern gefahren wird. 209 Kilometer, 3800 Höhenmeter. Uns soll die Hälfte reichen, ist ja immer noch Urlaub. Also los. Huh, so heiß fühlen sich 35 Grad an? Hecheln am ersten Berg. Treten. Zwei andere Radler hinter mir. Sie kommen näher, Zähne zusammenbeißen. Sie bleiben dran, schon drei Serpentinen. Na gut, ich pfeif auf die Schönheit der Erschöpfung, werde langsamer, winke sie vorbei. Keiner kommt. "Passt schon", sagt einer auf Englisch. "Du ziehst uns ganz gut hoch." Ich fühle mich gestresst. Dann, oben angekommen, drehe ich mich um: ein E-Bike. Veronika Wulf

Mitten in ... Lechbruck am See

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Nur mit Safaristiefeln! Das war die Bedingung dafür, dass die Korrespondentengattin vor einigen Jahren ihr Leben in Bayern aufgab, um nach Uganda zu ziehen. Safaristiefel wegen der Schlangenphobie. Und anfangs eroberte die mitausreisende Ehefrau in festen Schuhen dann auch die Hauptstadt. Man weiß ja nie. Mittlerweile kann die Familie tatsächlich mehr als 30 Begegnungen mit verschiedenen Schlangen in Afrika und Südostasien aufzählen. Aber jetzt, nach 14 Jahren am Äquator will die Heimkehrerin in Flip Flops eine Abkürzung zum Supermarkt nehmen. Plötzlich stoppt sie. Vor ihr ein überwachsener Trampelpfad zwischen hohem Gras. No way! Ohne Safaristiefel geht da gar nichts: die Puffotter, der Taipan, die Kobra... Herzrasen. Da fällt ihr ein, dass sie jetzt im Allgäu ist. Und mit einer Kreuzotter würde sie schon noch fertig werden. Susanne Perras

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